„Rosetta“: Das Ende einer Mission

Heute - nicht ganz zwei Jahre nach der Landeeinheit „Philae“ - ist die Raumsonde „Rosetta“ auf dem Kometen „Tschuri“ gelandet. Damit geht die Mission zu Ende. Für die Forscher auf der Erde gibt es nach der historischen Aktion aber noch genug zu tun.

Die etwa 1,3 Milliarden Euro teure „Rosetta“-Mission ist bzw. war eines der ambitioniertesten Projekte der Europäischen Raumfahrtorganisation (ESA). Die Raumsonde hob am 2. März 2004 vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou an Bord einer Ariane-Rakete ab. „Rosetta“ hat eine jahrelange Reise durch das All hinter sich, mehrere Milliarden von Kilometern absolviert, sich einen Tiefschlaf gegönnt, um Energie für die letzte, entscheidende Strecke zum Kometen zu sparen. 67P/Tschurjumow-Gerassimenko heißt dieser in offizieller Terminologie - sein Spitzname: „Tschuri“.

Der Komet Tschuri

ESA/Rosetta/NavCam – CC BY-SA IGO 3.0

Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, kurz „Tschuri“

Dann der entscheidende Tag, der 12. November 2014: „Rosetta“ hatte „Tschuri“ schon erreicht, nun löste sich das Labor „Philae“ von der Sonde und setzte auf den Kometen auf. „Der Tag heute ist historisch“, so der damalige ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain.

Im Schritttempo

Heute schloss auch der Orbiter seine acht Milliarden Kilometer lange Reise auf dem Kometen „Tschuri“ ab. Beendet wurde die Mission mit einem kontrollierten Absturz auf der Kometenoberfläche. Schon am Vorabend war „Rosetta“ auf Kollisionskurs gebracht worden.

Sendungshinweise

Kometensonde Rosetta vor finalem Aufprall (Ö1-Morgenjournal)

Rosetta-Forscher Wolfgang Baumjohann (Ö1-Morgenjournal)

Beitrag im Ö1-Mittagsjournal

Beiträge in der Mittags-ZIB und in ZIB1

Sie sank aus einer Höhe von rund 19 Kilometern ganz langsam auf den Kometen, der nur eine äußerst geringe Schwerkraft besitzt, nieder. Sie kam „mit etwa 90 Zentimetern pro Sekunde, also etwas langsamer als mit Fußgängertempo, herunter“, sagte Wolfgang Baumjohann, Direktor des Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Die letzten spannenden Stunden der Mission konnte man via ESA-Livestream verfolgen.

In der Zeit ihres Abstiegs nahm „Rosetta“ mit ihren Instrumenten ein letztes Mal Messungen vor und sendete die Daten zur Erde. So erwarten sich die Forscher Informationen über Gas und Staub in nie erreichter Nähe zur Oberfläche sowie hochauflösende Aufnahmen des Kometenkerns und der offenen Gruben in der Ma’at-Region, wo der kontrollierte Aufprall des Raumfahrzeugs stattfand.

Nach der Landung auf dem rund 720 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Kometen (siehe Video) war für die „Rosetta“-Mission nach zwölf Jahren ein für allemal Schluss. Nachdem die Raumsonde die Oberfläche von „Tschuri“ berührt hat, schaltete sie sich aus. „Wir werden nie mehr etwas von ihr hören“, sagte der Chef des ESA-Flugbetriebs, Paolo Ferri, aus dem Satellitenkontrollzentrum Darmstadt: „Sie bleibt in der Kälte für immer und ewig.“ Die letzten Bilder des Fluges wurden noch aufgezeichnet.

Noch vieles auszuwerten

Doch nicht nur diese Daten werden die Weltraumforscher auf der Erde noch längere Zeit auf Trab halten: „Die bisherigen Auswertungen haben schon eine Reihe an Erkenntnissen gebracht. Doch insgesamt stehen sie noch am Anfang und es braucht noch eine ganze Weile“, so Baumjohann.

Oberfläche des Kometen Tschuri

ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA

„Rosettas“ allerletztes Bild - aufgenommen aus 51 Meter Entfernung

Die Geheimnisse von „Tschuri“ haben für Wissenschaftler eine enorme Bedeutung. In Kometen stecken die wahrscheinlich ältesten weitgehend unveränderten Reste aus der Zeit vor 4,6 Milliarden Jahre, in der sich das Sonnensystem bildete.

Man vermutet, dass sowohl Asteroiden als auch Kometen und Planeten durch die Kollision von Staubpartikeln und ihrem Zusammenwachsen zu immer größeren Objekten entstanden sind. „Rosetta“ war die erste Raumsonde überhaupt, die einen Kometen über einen längeren Zeitraum begleitet hat, dort gelandet ist und dann auch Messungen auf seiner Oberfläche vorgenommen hat.

„Gut gemacht, ‚Rosetta‘, gut gemacht, ‚Philae‘“, sagte ESA-Chef Jan Wörner in einer Videobotschaft an das Kontrollzentrum. Es ist ein letztes Lob für die beiden irdischen Begleiter von „Tschuri“, die bei Millionen Raumfahrtbegeisterten auf der Welt längst Kultstatus besitzen - die vielleicht so empfinden wie Paolo Ferri. „Mir geht es schlecht“, sagte er nach „Rosettas“ Ende. „Es tut sehr weh.“

science.ORF.at/APA/AFP/dpa

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