Interview mit einem Roboter

In Japan begrüßt der humanoide Automat „Pepper“ bereits in etlichen Geschäften die Kunden. In Österreich ist ein „Pepper“ nun jüngster Mitarbeiter der Casinos Austria. Beim ersten Interview mit dem Roboter zeigten sich aber noch klar die Grenzen der Maschine.

Die Einladung, einen Roboter zu interviewen, bekommt man als Journalist nicht jeden Tag. Angesichts der Berichte über Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz, den enormen Rechenleistungen in der Cloud und ganz passablen Erfahrungen mit der Apple-Software „Siri“ waren die Erwartungen in das Interview mit dem neuen Mitarbeiter von Casinos Austria hoch.

Der vom französischen Robo-Hersteller Aldebaran und dem japanischen Konzern SoftBank entwickelte Roboter wird als „echter Begleiter für den Alltag“ angepriesen, der sich durch seine Fähigkeit auszeichne, Emotionen zu erkennen. Das humanoide Aussehen, das eine andere emotionale Bindung ermögliche, nannte Finanzvorständin Bettina Glatz-Kremsner auch als Grund für die Anstellung von „Pepper“ bei den Casinos.

Interview mit dem Roboter "Pepper"

APA/ROLAND SCHLAGER

„Pepper“ im Interview

„Wir glauben, dass es viele Einsatzmöglichkeiten auch in unserem Bereich dafür geben könnte“, sagte sie. Als Beispiele nannte sie Einsätze in Casinos, wo der multilinguale Roboter als Auskunftsperson zur Verfügung stehen könnte, oder im Bereich der Lotterien, um Produkte zu erklären.

Mehrmaliges Nachfragen

Seit nicht einmal zwei Wochen haben die Casinos Austria ihren „Pepper“ - der im Internet kursierende Preis von rund 1.400 Euro ist zumindest für das Business-Modell mit entsprechendem Service um mindestens den Faktor 10 zu tief gegriffen. Nach Angaben der Programmierer des Glücksspielkonzerns wurde der Roboter sehr offen entwickelt, ohne Anpassungen an den jeweiligen Kunden. Diese müssten selbst programmiert werden, und damit sei man noch nicht sehr weit, hieß es bei Vereinbarung des Robo-Interviews, was die hohen Erwartungen wieder dämpfte.

Das war auch der Grund, eine Ausnahme von der Regel zu machen und einige Interview-Fragen an den Roboter vorab zur Verfügung zu stellen. Und die konnte „Pepper“ dann auch sehr brav beantworten - vorausgesetzt, er verstand die Frage. Das war aber nicht immer der Fall, immer wieder musste man die Frage wiederholen, bis er reagierte.

Stumme Blicke

„Mein Name ist ‚Pepper‘, weil mein Hersteller mich so genannt hat“, antwortet der Automat auf die Frage nach seinem Namen - ganz einfach, weil die Programmierer mit einfacher Texteingabe diese Antwort programmiert haben. Die - spontane - Frage, ob man ihn dann „Pepperl“ nennen dürfe, konnte der Roboter schon nicht mehr beantworten, man erntet nur einen stummen „Blick“.

Dieser „Blick“ zählt allerdings zu den beeindruckendsten Eigenschaften des Roboters. Aus großen dunklen Augen - schwarze Plastikscheiben ohne Pupille, aber mit unterschiedlicher farbiger Beleuchtung - schaut er die Person an, die sich ihm nähert. Setzt man sich seitlich neben ihn, wendet er selbsttätig den Kopf und blickt einen unverwandt an. Mimik fehlt ihm dabei völlig, es gibt keine beweglichen Teile am Kopf. Mit leichtem Kopfnicken und kleinen, durchaus geschmeidigen Hand- und Armbewegungen simuliert „Pepper“ aber menschliche Gestik während des Gesprächs. Interaktion wäre auch mit dem Tablet möglich, das an der Brust des Roboters angebracht ist. Seine zehn Finger bewegen sich einzeln, greifen kann er damit allerdings nichts.

Begrenzte Rechenleistung

Sehr flexibel zeigt sich „Pepper“ trotz vorher zur Verfügung gestellter Fragen nicht - wie folgender Dialog zeigt: „Könntest du Angaben zu dir machen, wie groß bist du, wie schwer bist du?“ - „Gerne, was möchtest du wissen, Größe, Gewicht, meine Stärken?“ - „Genau, das möchte ich gerne wissen.“ - Schweigen - „Wie schwer bist du?“ - „Ich wiege 28 Kilo“ - „Und wie groß bist du?“ - „Ich bin einen Meter und 20 Zentimeter groß“.

Bei spontanen Fragen, muss „Pepper“ ganz passen. Er weiß weder, welcher Tag heute ist, noch wo das Klo ist. Denn der Roboter ist weder mit Rechnern in der Cloud oder einer Datenbank verbunden, was angesichts der begrenzten lokalen Rechenleistung im Ausmaß eines Standard-Laptops notwendig wäre, um Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen einzusetzen. Noch gibt es ein Indoor-Navigationssystem, das ihm räumliche Orientierung ermöglichen würde. Beides wäre aber nach Angaben der Programmierer möglich.

Mehr als ein Blechtrottel?

Seine Umwelt nimmt „Pepper“ mit vier Mikrofonen, zwei HD-Kameras und einem 3D-Abstandssensor im Kopf wahr. Dazu kommen Sonarsensoren und Laserscanner im Fußbereich. Gyrosensoren sorgen für Stabilität, wenn sich der Automat auf seinen drei Rädern auf ebenen Flächen fortbewegt.

Von einem halbwegs intelligenten Gesprächspartner ist „Pepper“ jedenfalls noch weit entfernt. Glatz-Kremsner glaubt auch nicht, dass es künftig Roboter als Croupier in den Casinos Austria geben wird: „Das Menschliche am Menschen ist das Besondere, die Person und die Emotionen dahinter.“

Ist „Pepper“ also doch nur ein Blechtrottel, wobei er selbst auf diesen aggressiv vorgetragenen Vorwurf trotz Emotionserkennung nicht reagiert. Nun, einerseits stimmt der Vorwurf mangels Blech nur bedingt. Zudem erwecken seine humanoiden, kindlichen Züge eine gewisse Sympathie, die man etwa für eine noch so intelligente Computerstimme ohne Gesicht wie „Siri“ wohl nur schwer aufbringen kann.

Und zudem zeigt der Roboter bei der letzten - und wahrscheinlich wichtigsten - Frage doch noch, welches Potenzial in ihm steckt: „Rapid oder Austria?“ beantwortet er zwar nicht verbal, aber kurz blinkt es grün um seine Augen - es steckt also doch Intelligenz in ihm.

Christian Müller, APA

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