Mitterlehner sieht Chance für Quoten

Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) schätzt die Chancen für eine Beibehaltung der seit 2006 geltenden Quotenregelung für das Medizinstudium auf 60 Prozent.

Österreich habe am Montag den 181 Seiten langen Abschlussbericht mit umfangreichem Datenmaterial an die EU-Kommission geschickt, so Mitterlehner am Donnerstag vor Journalisten. Eine Entscheidung fällt bis Jahresende.

Moratorium läuft aus

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1 Journale, 6.10., 12:00 Uhr.

Die Quotenregelung war ursprünglich von der EU-Kommission wegen der Diskriminierung von EU-Bürgern bekämpft worden. Bis 2016 wurde allerdings ein Moratorium gewährt: Bis dahin muss Österreich nachweisen, dass ohne Quote die medizinische Versorgung des Landes nicht gesichert ist - etwa weil Studenten aus Deutschland (sie stellen die große Mehrheit der Studenten aus EU-Ländern, Anm.) nach ihrem Studienabschluss Österreich wieder verlassen.

Österreich argumentiert dabei auf mehreren Schienen: So ist etwa die Zahl österreichischer Absolventen in der Humanmedizin seit 2009/10 um 38 Prozent zurückgegangen, während die Zahl der deutschen Abschlüsse von einem Anteil von fünf auf über 18 Prozent geklettert ist.

Grafik der Studienabschlüsse in Medizin in den vergangenen Jahren

Grafik: APA, Quelle: APA/bmwfw

Nach wie vor „starker Aufnahmedruck“

„Wir haben nach wie vor einen starken Aufnahmedruck aus Deutschland, der in den nächsten Jahren noch zunehmen wird“, sagte Mitterlehner. Das ergebe sich schon daraus, dass es bis 2030 in Deutschland einen Fehlbedarf von bis zu 165.000 Ärzten gebe - bei jährlich knapp 11.000 Anfängerstudienplätzen im Nachbarland.

In Österreich wiederum würden ohne die Quotenregelung bis 2030 rund 3.500 Ärztestellen im Gesundheitssystem fehlen, zitierte Mitterlehner Berechnungen der Ärztekammer. „Allein mit nationalen Maßnahmen können wir weder beim Angebot von Studienplätzen noch mit einer Attraktivierung des Berufsstands die Problematik lösen.“

Zwei Möglichkeiten, sollte Quote fallen

Sollte die EU die Quote kippen, sind für Mitterlehner zwei Varianten denkbar. Einerseits könnten Stipendien für Medizinstudenten eingeführt werden, deren Inanspruchnahme mit der Verpflichtung zur Aufnahme einer ärztlichen Tätigkeit im Land für einen bestimmten Zeitraum verknüpft ist.

Dieses Modell sei EU-konform und etwa in Ungarn oder Südtirol umgesetzt. Dann müsste aber auch wieder die Studiengebührendiskussion zumindest für die Medizin geführt werden. Die zweite Möglichkeit bestünde in zusätzlichen Benefits für Ärzte, die sich in einer bestimmten Region niederlassen.

Keine Chance sah Mitterlehner für eine Refundierung der Ausbildungskosten für Studenten aus Deutschland - das Nachbarland sei dazu nicht verpflichtet. „Das würde das ganze System in Frage stellen.“ Dazu komme, dass dann umgekehrt dann auch Österreich für seine Studenten in anderen Staaten zur Rechnung gezogen würde.

science.ORF.at/APA

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