Warum die Dinos nicht singen konnten

Fund in der Antarktis: Das bisher älteste Gesangsorgan eines Vogels stammt aus der Kreidezeit. Das Fossil zeigt auch, wie die Dinosaurier in Urzeiten miteinander kommunizierten: durch Gurren, Grunzen und Brummen.

Zehntausend Vogelarten leben derzeit auf der Erde, winzige, wie der Kolibri, und große, wie der Strauß. Durch die Brille der Naturgeschichte betrachtet, könnte man auch sagen: Das sind alles gefiederte Dinosaurier.

Denkt man sich die Federn weg, haben die Vögel tatsächlich gewisse Ähnlichkeiten mit Reptilien, schließlich sind sie direkte Nachfahren der sogenannten Theropoden - jene Gruppe von Raubechsen, zu der etwa T-Rex oder die durch Jurassic Park zu einer gewissen Prominenz gelangten Velociraptoren gehören.

Fossiler Stimmkopf einer Urgans

Die nahe Verwandtschaft von Vögeln und Sauriern wurde in den letzten Jahren auch durch einige Fossilfunde untermauert. Viele Dinos besaßen Federn und sie hatten auch die für Vögel typischen Lungensäcke, Blasbälge, die für den Luftstrom der Atmung sorgen. Wie es um den Stimmapparat der Vögel und Dinos in Urzeiten bestellt war, wussten Forscher bis vor kurzem nicht. Das liegt vor allem daran, dass der Stimmkopf, den Vögel für ihre Gesänge gebrauchen, aus Knorpelgewebe besteht. Und Knorpel fossilieren normalerweise nicht.

So könnte der Vogel Vegavis iaai ausgesehen haben

Nicole Fuller/Sayo Art for UT Austin

Die Urgans Vegavis iaai besaß bereits den typischen Stimmkopf der Vögel, auch „Syrinx“ genannt.

Von einer glücklichen Ausnahme berichten nun Forscher um Julia Clark im Fachblatt „Nature“. Die amerikanische Paläontologin hat ein 66 Millionen Jahre altes Vogelfossil analysiert, das bereits 1992 auf der antarktischen Vega-Insel entdeckt worden war. Ihre Untersuchungen zeigen: In dem Fossil der Art Vegavis iaai, ein Vorfahr der heute lebenden Enten und Gänse, hat sich durch den hohen Mineralgehalt des Gewebes auch ein Rest des Stimmkopfes erhalten. Vegavis war laut den Forschern zwar kein versierter Sänger, doch rufen konnte der Vogel wohl.

Dinos „redeten“ mit geschlossenem Maul

Und die zur damaligen Zeit noch lebenden Dinos? Wenn sie über so einen Stimmapparat verfügten, dann sollte sich bei dem einen oder anderen Fossil ebenfalls ein Rest erhalten haben. Clarke hat danach gesucht, doch vergebens. Nach heutigem Wissensstand besaßen die Dinos keinen Stimmkopf, wie ihn die Vögel besitzen. Das gilt übrigens auch für ihre Nachfahren, die heute lebenden Echsen und Krokodile.

Völlig stumm waren die Dinosaurier dennoch nicht. Clark zufolge haben die Dinos mit geschlossenem Mund kommuniziert, also eher gegurrt oder gegrunzt denn gesungen. Auch heute noch setzen manche großen Vögel auf diese Form der Lauterzeugung. Der Vogel Strauß etwa brummt mit geschlossenem Schnabel. Ein Stimmkopf ist dafür nicht notwendig.

Robert Czepel, science.ORF.at

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