Schrittzähler führen kaum zu mehr Fitness

Armbänder und Uhren, die Schritte zählen, liegen im Trend. Sie sollen anspornen, sich mehr im Alltag zu bewegen. Laut neuen Studien ist das aber nicht immer so – und auch die gewünschte Gewichtsverringerung stellt sich nicht immer ein.

Zwar zeigte eine Studie zu Jahresbeginn, dass die Nutzer von Fitnessarmbändern nach sechs Wochen im Durchschnitt 970 Schritte mehr pro Tag gehen als zuvor ohne Armband, doch offenbar gilt der Motivationsschub nicht für jede Zielgruppe.

Einer jetzt im Fachjournal „Jama“ veröffentlichten Studie zufolge nimmt man mit den Armbändern nicht zwingend ab. Für die Untersuchung machten fast 500 junge Übergewichtige eine Langzeitdiät und bekamen dazu Sportempfehlungen. Nach sechs Monaten erhielt die Hälfte von ihnen noch Fitnessarmbänder, die für einen zusätzlichen Bewegungsanreiz sorgen sollten.

Im Ergebnis speckte die Armbandgruppe jedoch 3,5 Kilogramm weniger ab als die Vergleichsgruppe. „Unter jungen Erwachsenen mit einem Body-Mass-Index zwischen 25 und 40 bewirkte das Hinzufügen eines tragbaren technischen Hilfsmittels im Vergleich zu einer Standardintervention über 24 Monate einen geringeren Gewichtsverlust“, resümieren die Forscher der Uni Pittsburgh.

Paradoxe Entwicklungen

Hauptautor John Jakicic hat dafür zwei mögliche Erklärungen: „Es könnte sein, dass die Leute denken: Ich war jetzt so aktiv, also kann ich auch einen Cupcake essen.“ Andererseits sei ein solches Armband auch nicht für jeden motivierend - wer an Trainingszielen häufig scheitere, werde eher frustriert.

David Ellis, Psychologe an der Lancaster Universität, sagte der BBC: „Fitnesstracker werden häufiger von Leuten gekauft, die bereits einen gesunden Lebensstil führen und ihre Fortschritte messen wollen.“ Deshalb sei schwer zu sagen, ob sie wirklich für jeden hilfreich seien.

In der Tat: Etwa die Hälfte der geschätzten 33 Millionen Amerikaner, die einen Fitnesstracker besitzen, nutzen das Armband nicht mehr. Ein Drittel davon legt es schon innerhalb der ersten sechs Monate zur Seite.

Mehrere Schwachstellen

Andere Untersuchungen kritisieren Ungenauigkeiten der Geräte beim Ermitteln der verbrauchten Kalorienzahl, des Blutdrucks oder beim Bestimmen der Pulsfrequenz. Wer ambitioniert trainiere, riskiere möglicherweise Herzprobleme, wenn sein Puls ständig deutlich über dem angezeigten Wert liege, monierten Ärzte. Gegen eine dieser Studien zog der größte US-Anbieter, Fitbits, in diesem Frühjahr dann auch vor Gericht.

Der Mediziner Timothy Plante von der Johns Hopkins University rät, sich nicht auf den angezeigten Kalorienverbrauch zu verlassen. „Den Energieverbrauch zu messen ist eine große Herausforderung. Jeder, der diese Geräte benutzt, sollte die Ergebnisse mit Vorsicht genießen.“

Eine ganz andere Schwachstelle deckten Forscher der TU Darmstadt und der Uni Toronto auf: Viele Programme haben große Lücken im Datenschutz. Nutzerdaten können relativ einfach gehackt und manipuliert werden.

Andrea Barthelemy, dpa

Mehr zu dem Thema: