CO2-Ausstoß seit drei Jahren stabil

Die Wirtschaft wächst weltweit, dennoch ist der Ausstoß an Treibhausgasen seit drei Jahren kaum gestiegen: Das sind gute Nachrichten für die UNO-Klimakonferenz in Marrakesch. Aber: Um die Erderwärmung zu bekämpfen, müsste der Ausstoß sinken.

Im vergangenen Jahr blieb der Ausstoß an Kohlendioxid nach dem am Montag in der Fachzeitschrift „Earth System Science Data“ veröffentlichten Bericht weltweit stabil. 2014 wuchs er um 0,7 Prozent. Für das laufende Jahr rechnen die Wissenschaftler mit einem Zuwachs von 0,2 Prozent.

Das könne möglicherweise Zeichen einer Trendwende gegenüber dem Jahrzehnt vor 2013 sein, in dem die Emissionen jährlich um 2,3 Prozent gestiegen waren, erklärte der Forschungsverbund „Global Carbon Project“. Für Jubel sei es aber noch zu früh - es bleibe abzuwarten, ob der Trend anhalte.

“Emissionen müssen abnehmen“

In den vergangenen drei Jahren wurden den Autoren vom Forschungsverbund „Global Carbon Project“ zufolge durchschnittlich jeweils etwa 36,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Die Stabilisierung ist den Wissenschaftlern zufolge vor allem einem geringeren Kohleverbrauch in China zu verdanken, das mit einem Anteil von 29 Prozent weltweit das meiste CO2 in die Atmosphäre pustet.

„Das ist eine große Hilfe im Kampf gegen den Klimawandel, aber es ist nicht genug“, kommentierte Corinne Le Quéré von der britischen Universität von East Anglia, die an der Studie beteiligt war. „Die weltweiten Emissionen müssen jetzt rasch abnehmen, nicht nur aufhören zu wachsen.“

Gute Zeichen in China und den USA

In China sanken 2015 die Emissionen um 0,7 Prozent - nachdem sie ein Jahrzehnt lang um mehr als fünf Prozent jährlich gewachsen waren. Die Autoren werteten das zwar als Hoffnungszeichen, warnten aber vor voreiligen Schlüssen. „Es ist schwer zu sagen, ob die chinesische Verlangsamung auf einen erfolgreichen und reibungslosen Umbau der chinesischen Wirtschaft zurückgeht oder ein Zeichen wirtschaftlicher Instabilität ist“, erklärte Co-Autor Glen Peters vom Osloer Forschungszentrum Cicero.

Auch in den USA, dem mit einem Anteil von 15 Prozent zweitgrößten CO2-Verschmutzer, sank der Kohleverbrauch, während Öl und Gas zulegten. 2015 fiel der Ausstoß an Treibhausgasen um 2,6 Prozent. Sowohl in den USA als auch in China beiden Ländern erwarten die Forscher einen weiteren Rückgang für das laufende Jahr. Wind, Sonne und Gas seien dabei, Kohle als Stromlieferanten in den USA zu verdrängen, so Peters. Auch die Pläne des designierten US-Präsidenten Donald Trump, die angeschlagene Kohleindustrie wiederzubeleben, könnten diese Entwicklung vielleicht nicht aufhalten.

Mehr CO2 in Europa und Indien

Die Europäische Union wiederum, verantwortlich für zehn Prozent des CO2-Ausstoßes, gab nach einer längerfristigen Abnahme im vergangenen Jahr 1,4 Prozent mehr des Treibhausgases ab, was vor allem auf einen erhöhten Verbrauch an Gas zurückzuführen ist. Indien auf Platz vier stieß 2015 sogar 5,2 Prozent mehr CO2 aus, ein etwas geringerer Zuwachs als im Schnitt des vergangenen Jahrzehnts.

Die Wissenschaftler gehen angesichts von Indiens Plänen, die heimische Kohleproduktion bis 2020 zu verdoppeln, davon aus, dass der Trend anhält.

Rekordwerte an CO2 in der Atmosphäre

Doch trotz ermutigender Anzeichen reicht die aktuelle Entwicklung den Forschern zufolge nicht aus, um die gefährliche Erderwärmung auf unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Selbst wenn der chinesische CO2-Ausstoß sich stabilisiere, drohten Zuwächse in Entwicklungsländern die Einsparungen in den USA, der EU und anderen Industriestaaten zunichte zu machen, warnte Mit-Autor Peters.

Zudem wurde 2015 so viel CO2 wie nie zuvor in der Atmosphäre gemessen. Denn Weltmeere und Pflanzen als natürliche Speichersysteme (Senken) konnten wegen Hitze und Dürre, die das Wetterphänomen El Niño mit sich gebracht hat, weniger CO2 aufnehmen. Das derzeitige Niveau von 400 ppm (parts per million, Teilchen pro Million) „wird weiter wachsen und den Planeten erwärmen, bis die Emissionen auf nahezu Null gekürzt werden“, meint Wissenschaftlerin Le Quéré.

science.ORF.at/dpa

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