Riesenkrebs: Stärker als ein Löwe

Mit diesem Krebs sollte man sich besser nicht anlegen: Die Art Birgus latro besitzt gewaltige Scheren, die sie auch als Waffe einzusetzen weiß. Forscher bestätigen: Ihre Kneifkraft übertrifft sogar den Biss des Löwen.

Wenn es um Superlative im Tierreich geht, sind die Krebstiere auffällig oft vorne dabei. Der Fangschreckenkrebs Odontodactylus scyllarus etwa gilt als der ultimative Keulenschwinger der Meere. Normalerweise knackt er mit seinen keulenförmigen Fortsätzen die Schalen von Krebs- und Muschelschalen.

In Gefangenschaft hämmert er damit bisweilen auch gegen die Glaswände des Aquariums. Dem amerikanischen Zoologen Roy Caldwell ging nach so einer Aktion schon einmal das Becken zu Bruch - angesichts des zierlichen Körperbaus der Fangschreckenkrebse (sie werden nur drei bis 18 Zentimeter groß) eine reife Leistung.

Studien bescheinigen dem Wasserkrebs denn auch eine außerordentliche körperliche Konstitution: Seine Muskeln gelten als die schnellsten des Tierreichs und sein Panzer ist dank seiner Nanostruktur so robust, dass sich mittlerweile sogar die Rüstungsforschung dafür interessiert.

Könnte weh tun: 300-Kilo-Zwicker

In der offenen Gewichtsklasse hat Odontodactylus allerdings einen Konkurrenten. Der Palmendieb Birgus latro ist das größte Krebstier an Land und wird üblicherweise drei bis vier Kilogramm schwer. Es soll auch Tiere geben, die bis zu 14 Kilo auf die Waage bringen. Anschauungsmaterial zu den Körperdimensionen des Palmendiebs gibt es zum Beispiel hier - er ist groß, vermutlich hat er sogar das Limit des Möglichen für ein Landtier mit Außenskelett erreicht.

Reisenkrebs: Palmendieb Birgus latro

Shin-ichoro Oka

Der Palmendieb kann mit seinen Scheren Kokosnüsse knacken

Das gilt nicht zuletzt für seine Scheren, die japanische Forscher nun einem physikalischen Test unterzogen haben. Wie das Team um den Zoologen Shin-ichiro Oka im Fachblatt „Plos One“ berichtet, erreichen Palmendiebe eine Kneifkraft von bis zu 3.300 Newton (gut 330 Kilopond bzw. Kraftkilogramm).

Ähnliche Messungen haben Wissenschaftler vor ein paar Jahren auch bei Raubtieren durchgeführt. Hier belegt der Löwe mit einer Beißkraft von 1.700 Newton den ersten Rang. Im Vergleich zu dem, was der Palmendieb mit seiner Schere zu leisten imstande ist, nimmt sich das allerdings bescheiden aus.

Gebrauch macht der Riesenkrebs von seinen Kräften vor allem, wenn er die Schalen von Kokosnüssen knackt. Aggressiv ist der Palmendieb zwar nicht, gleichwohl weiß er seine Scheren als Waffe einzusetzen, sofern er sich verteidigen muss. Selten aber doch weicht er auch von seinem Menüplan ab und wird selbst zum Raubtier: Vor elf Jahren beobachteten Zoologen einen Palmendieb dabei, wie er eine Ratte verspeiste.

Robert Czepel, science.ORF.at

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