Klimawandel lässt Gletscher schwinden

Schmelzende Gletscher gehören zu den eindrucksvollsten Bildern der Klimaerwärmung. Doch überraschenderweise gab es bisher keinen eindeutigen Beweis für den Zusammenhang – den haben Forscher nun nachgeliefert.

„Bisher war man relativ sicher, dass auch dieser weltweite Gletscherrückgang auf den Treibhauseffekt zurückzuführen ist. Es war allerdings nicht wirklich möglich, von einem einzelnen Gletscher auf einen regionalen Klimawandel zu schließen“, sagt Florian Herla, Ko-Autor einer soeben erschienenen Studie, von der Universität Innsbruck.

Im Expertenbericht des Weltklimarats IPCC ist daher sehr vorsichtig lediglich von einem „wahrscheinlichen“ Einfluss der menschgemachten Klimaveränderung auf die Schmelze die Rede.

Ein methodisches Problem

Das Problem sei bisher vor allem methodischer Art gewesen. Entweder standen den Forschern zu einfache mathematische Modelle zur Verfügung, die für diese Fragestellungen unpassende waren, oder solche, deren Berechnung einfach zu aufwendig ist.

Gerard Roe und Marcia Baker von der University of Washington (USA) haben auf Basis dieser Modelle eine neue Berechnungsmethode entwickelt, „bei der die benötigte Rechenleistung auf einem halbwegs niedrigen Niveau gehalten werden kann“, so Herla, der mit den beiden Wissenschaftlern in Seattle zusammengearbeitet hat.

Beispiel: Hintereisferner in Ötztaler Alpen

Die drei Forscher haben dann 37 Gletscher und die jeweilige Region, in der sie sich befinden, genau analysiert. Herla, der sich auf Atmosphärenwissenschaft und Glaziologie spezialisiert hat, interessierte sich vor allem für der Entwicklung des Hintereisferners in den Ötztaler Alpen in Tirol.

Hier konnte er auf einen mehr als 200 Jahre zurückreichenden Datensatz der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) über Temperatur, Niederschlag und die jeweilige Länge des Gletschers zurückgreifen.

„Aus diesem Satz haben wir die statistischen Eigenschaften der Temperatur- und Niederschlagsreihen herausgerechnet“ und dann verschiedene Szenarien des Gletschermodells durchgespielt, sagte der Forscher.

Wahrscheinlichkeit bei über 90 Prozent

Über die Arbeit an dem Tiroler Gletscher kam das Team auf die Idee, dass sich aus einzelnen Gletschern - „die ja nichts Anderes als Filter für unruhige Temperaturreihen sind“ - generellere Aussagen über den Einfluss regionaler Klimaveränderungen treffen lassen.

Den neuen Analysen zufolge liegt für 36 der 37 untersuchten Gletscher die Wahrscheinlichkeit bei über 90 Prozent, dass hier der menschgemachte Klimawandel Einfluss nimmt. „Die meisten Aussagen sind also relativ eindeutig“, sagte Herla.

Da solche Aufzeichnungen erst über relativ kurze Zeit gemacht werden, sei es überraschend, dass der Effekt nun so klar herauskomme. Auch weil der Effekt global sichtbar ist, sei es sehr unwahrscheinlich, dass dafür natürliche Klimaschwankungen verantwortlich sind

science.ORF.at/APA

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