Glühwürmchen angeln mit klebrigen Fäden

Wie Sterne am Himmel leuchten tausende Glühwürmchen an der Decke einer Höhle in Neuseeland. Herab baumeln klebrige „Angelschnüre“, mit denen sie Mücken fangen. Forscher analysierten nun ihren Klebstoff, der in der Holzindustrie nützlich sein könnte.

So wie Spinnfäden bestehen die Schnüre der Glühwürmchen (Arachnocampa luminosa) aus Seide, so Janek von Byern, der am Institut für Zoologie der Universität Wien und am Ludwig Boltzmann Institut für Experimentelle und Klinische Traumatologie forscht. Die Spinnen produzieren ihre Fäden aber an den Hinterteilen, die Glühwürmchen mit ihren Mäulern. Auch der Klebstoff unterscheide sich.

Bei den Glühwürmchen besteht er größtenteils (zu 99 Prozenten) aus Wasser, eine Kombination aus Harnstoff (Urea) und Eiweißstoffen macht ihn wohl klebrig, erklärt der Forscher im Gespräch mit der APA. „Bringt man die Fäden aus der Höhle mit ihren fast 100 Prozent Luftfeuchtigkeit ans Freie, verschwinden die Tröpfchen, geht man damit wieder hinein, wachsen sie erneut an“, erzählte der Forscher. Er vermutet, dass der Harnstoff die stark Wasser-anziehende (hygroskopische) Komponente im Glühwürmchenleim ist.

Glühwürmchenleim als Vorbild

„In Kombination mit Formaldehyd war Urea früher ein sehr guter Holz-Klebstoff“, so von Byern. Formaldehyd ist allerdings giftig und wurde 1990 in Österreich für Holzprodukte verboten. Die Glühwürmchen kombinieren Harnstoff indes mit einem Eiweißstoff und erzielen damit eine vorzügliche Klebewirkung. Es gebe auch schon Interesse aus der Holz- und Papierindustrie für einen dem Glühwürmchenleim nachgeahmten Kleber. Denn dieser wäre einfach aufgebaut, sei wahrscheinlich günstig herzustellen und würde unter Bedingungen mit sehr viel Wasser schneller halten als Sekundenkleber im Trockenen.

Die Forscher konnten auch mit einem Mythos aufräumen, nämlich dass die Glühwürmchen ihre Opfer vergiften. In den klebrigen Tröpfchen sei nämlich kein Giftstoff, wie bisher angenommen, und die Mücken zappeln dafür auch noch zu lange in den Fäden, so von Byern.

Das Boltzmann-Institut und von Byern sind österreichische Projektpartner in einem kürzlich gegründeten Europäischen Netzwerk für Bioadhäsion, in dem biologische Klebstoffe untersucht und die Ergebnisse für neue bionische Klebstoffe für Anwendungen etwa in der Wundheilung, bei der Gewebsregeneration, in Lebensmittel, Kosmetik oder Holzindustrie genutzt werden sollen.

science.ORF.at/APA

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