Minikrake „Casper“ ist in Gefahr

Zu Jahresbeginn haben Forscher eine winzige Krake in der Tiefsee des Pazifischen Ozeans entdeckt. Sie wurde schnell populär, weil sie aussieht wie das Trickfilm-Gespenst „Casper“. Nun zeigt sich: Die Minikrake ist Gefahr.

Denn sie brütet ihre Eier auf Manganknollen am Boden des Pazifiks aus. Diese Knollen werden für die Industrie immer wichtiger, da sie das Metall Mangan und andere Stoffe enthalten, die in Handys, Computern und anderen Hightech-Geräten gebraucht werden.

Die Minikrake Casper

NOAA Office of Ocean Exploration and Research, Hohonu Moana 2016

Casper am Boden des Pazifik

Braucht Knollen und Schwämme zum Brüten

Die Forscher, darunter Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven, hatten die Kraken (Octopoda, Untergruppe: Incirrina) bei Tauchexpeditionen in einer Tiefe von mehr als 4.000 Metern beobachtet. In dieser Tiefe heften die Tierchen ihre Eier an Stängel bestimmter abgestorbener Schwämme, die an Manganknollen wachsen und brüten sie dort jahrelang aus. Ohne die Knollen finden die Kraken dort keinen Laichplatz.

Aus Sicht der Forscher ist die Abhängigkeit der Kraken von den Metallklumpen ein Beleg dafür, dass die ökologischen Folgen gründlich untersucht werden müssen, bevor Manganknollen zu industriellen Zwecken abgebaut werden.

Die Studie

“Association of deep-sea incirrate octopods with mangan crusts and nodule fields in the Pacific Ocean”, Current Biology, 19.12.

Ö1 Sendungshinweis

Über das Thema berichten auch die Ö1 Journale, 20.12., 7:00 Uhr.

Hinzu kommt: Manganknollen wachsen extrem langsam: „Die meisten Manganknollen sind Millionen Jahre alt und die kann man halt nur einmal ernten“, sagt die AWI-Meeresforscherin Antje Boetius gegenüber Ö1. „Wir müssen uns Gedanken machen, wie der Tiefseeraum funktioniert, der hat auch ganz spezielle kleinräumige Verteilung von Organismen, und die müssen wir kennen, bevor wir großflächig eingreifen können.“ Noch weiß man schlicht zu wenig, um langfristige Folgen eines Tiefseebergbaus realistisch abschätzen zu können, so Boetius.

Tauchroboter Deep Discovery nähert sich dem Tiefseekraken "Casper" in 4290 Metern Tiefe an der Necker Ridge in Hawaii an

NOAA Office of Ocean Exploration and Research, Hohonu Moana 2016

Tauchroboter Deep Discovery nähert sich „Casper“ an

Ein kleiner Star

„Casper“ war im Februar zu einem kleinen Social-Media-Star avanciert. Der US-amerikanische Tauchroboter Deep Discovery hatte den etwa zehn Zentimeter kleinen Tiefseekraken vor der hawaiianischen Necker-Insel in einer Tiefe von 4.290 Metern aufgespürt, ihn aus nächster Nähe gefilmt und den Clip direkt veröffentlicht.

Die Webgemeinde gab dem nahezu durchsichtigen Kraken dann den Namen Casper, in Anlehnung an den bekannten Film.

science.ORF.at/APA/dpa

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