Der älteste Gemüseeintopf der Welt

Schon vor über 10.000 Jahren verkochten Menschen in Afrika wilde Getreide, Blätter und Wasserpflanzen - das zeigen Spuren auf antiken Tonscherben: Unverdauliches und Giftiges wurde dadurch genießbar.

Die Kulturtechnik des Kochens bescherte dem Menschen eine enorme Bereicherung seines Speiseplans und gilt daher als Meilenstein in der Evolution. Erste Versuche starteten unsere Vorfahren vermutlich schon vor 1,9 Millionen Jahren, mit Hilfe von Feuer und Werkzeugen. Hitzebeständige Keramiktöpfe, die die Zubereitung von Nahrung weiter erleichterten, sind laut den Forschern um Julie Dunne von der University of Bristol zweimal unabhängig voneinander erfunden worden, vor etwa 16.000 Jahren in Ostasien und vor 12.000 Jahren in Nordafrika.

Bis jetzt hat man in diesen frühzeitigen Kochbehelfen vor allem Überreste tierischer Nahrungsmittel, z.B. von Milch gefunden. Für die aktuelle Arbeit hat das Team um Dunne die öligen Rückstände auf 110 Tonscherben aus der libyschen Sahara analysiert. Anders als heute war die Gegend vor 10.000 Jahren eine grüne Savanne. Offenbar wurden in den Töpfen unterschiedlichste Pflanzen des Umlands verkocht: Blattgemüse, Samen, wilde Körner und Wasserpflanzen. Überreste des verwendeten Grünzeugs findet man auch an anderen Stellen der Ausgrabungsstätten.

Höhlenmalerei: Ein früher Menschen beim Pflanzen-Sammeln

The Archaeological Mission in the Sahara. Sapienza University of Rome.

Höhlenmalerei: Ein früher Menschen beim Pflanzen-Sammeln

Das Verkochen von pflanzlichen Rohstoffen brachte den Jägern und Sammlern einen entscheidenden Vorteil: Auch unverdauliche und giftige Teile wurden verwertbar - und somit neue Energiequellen erschlossen.

Wie die Autoren schreiben, hatten die Menschen schon mindestens vier Jahrtausende lang pflanzliche Speisen auf diese Weise zubereitet, bevor die ersten Gräser und Körner gezielt gezüchtet und angebaut wurden. „Die Bedeutung von Pflanzen am prähistorischen Speiseplan wurde bis jetzt unterschätzt“, meint Dunne in einer Aussendung. Die Ergebnisse zeigen, dass sie schon damals eine wichtige Nahrungsquelle waren.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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