Wie Wissenschaftler Silvester feiern

Die Forschung ruht nicht: Arbeit an Feiertagen ist in der Wissenschaft keine Seltenheit. Manche verbringen sogar den Jahreswechsel an ihrem Arbeitsplatz - etwa 400 Kilometer über der Erde oder bei strahlendem Sonnenschein in der Antarktis. Eine Silvesterrundschau.

Institut für Molekulare Pathologie, Wien: Für den amerikanischen Molekularbiologen Leonid Serebreni ist der 31. Dezember ein ganz normaler Arbeitstag. Das bedeutet in seinem Fall: Er wird zur Mikropipette greifen und die DNA von Fruchtfliegen für die Experimente der nächsten Woche vorbereiten. Das kann unter Umständen auch bis Mitternacht dauern. Diesmal wird er allerdings das Labor schon um sechs Uhr abends verlassen, den Jahreswechsel wollte Serebreni dann doch nicht im Labor verbringen. „Das konnte ich entsprechend planen. Ich besuche Freunde im vierten Bezirk, wir werden in der Wohnung feiern.“ Arbeit am Wochenende und an Feiertagen sei in seinem Metier ganz normal, sagt Serebreni. Seine nächsten Ziele: Abschluss der Doktorarbeit - und dann ein Job als Post-Doc.

Forschungsschiff „Meteor“, Atlantik: Klimaforscher Martin Visbeck verbringt den Jahreswechsel auf hoher See. Mit 23 anderen Forschern und einer gut 30-köpfigen Besatzung lässt er die Korken auf dem deutschen Forschungsschiff „Meteor“ knallen. „Wir werden wohl rund 800 Kilometer nördlich der Falklandinseln sein“, schätzt Visbeck. Bei gutem Wetter wird draußen auf dem Arbeitsdeck gefeiert: Der Koch holt den Grill raus, der Kapitän - früher Mitglied einer Unterhaltungsband - singt Schlager und Rock-Klassiker. „Dann wird schon auch gefeiert.“ Allerdings, so Visbeck, sei ein Boot eine wackelige Sache. „Da will man keine betrunkenen Leute haben.“ Die Forscher betreiben auf ihrem Weg von Kapstadt bis zu den Falklandinseln unter anderem Klimaforschung und entnehmen Wasserproben, um die Verschmutzung der Meere mit Plastik zu erfassen.

Neumayer-Station III, Antarktis: Mitternacht bei strahlendem Sonnenschein - das ist hier ganz normal. Die Ingenieurin Stefanie Bähler verbringt den Jahreswechsel in der Forschungsstation Neumeyer III des Alfred-Wegener-Instituts auf dem Ekström-Schelfeis im atlantischen Sektor der Antarktis. Seit Dezember 2015 ist sie dort für die Technik zuständig. Und Silvester? „Letztes Jahr sind wir um Mitternacht mit Sonnencreme und Sonnenbrille rausgegangen - das ist schon ein spezielles Erlebnis“, sagt Bähler. Gegrillt wurde auch. Grundsätzlich gilt jedoch: „Es ist ein Arbeitsumfeld.“ Weihnachten und Silvester sei die geschäftigste Zeit des Jahres. Flugverkehr zur Station sei nur im antarktischen Sommer - also zwischen Ende Oktober und Februar - möglich. „Die Zeit muss natürlich genutzt werden.“

Internationale Raumstation, Orbit: Gleich 15 Mal überquert die Internationale Raumstation (ISS) in der Silvesternacht die Datumsgrenze - für die Besatzung heißt es aber meist nur dreimal „Prost Neujahr“. In der Vergangenheit stieß die Crew nur an, wenn es im russischen Kontrollzentrum Koroljow, im Hauptquartier der US-Raumfahrtbehörde Nasa in Houston und nach Greenwich-Zeit Mitternacht wurde. Auf Sekt müssen die Raumfahrer zumindest offiziell verzichten: Auf dem Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometer Höhe ist Alkohol verboten. Delikat wird es dennoch: Der Franzose Thomas Pesquet, der im November mit zwei anderen Astronauten zur Crew hinzukam, hat sich für das Silvestermenü Besonderes einfallen lassen. Er nahm traditionelles französisches Essen von einem Pariser Sternekoch in den Weltraum mit.

science.ORF.at/dpa

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