Die eigene Stimme erhöht die Motivation

Wenn blinde und sehbehinderte Kinder am Computer arbeiten, brauchen sie ein Programm, das ihnen den Inhalt des Bildschirms vorliest. Forscher haben herausgefunden, dass die Motivation steigt, wenn der Computer mit ihrer eigenen Stimme zu ihnen „spricht“.

Woran es liegt, dass die Motivation durch die eigene Stimme besonders hoch ist, dazu Studienleiter Michael Pucher im Gespräch mit science.ORF.at eine These: „Es könnte einfach daran liegen, dass man gewohnt ist, die eigene Stimme zu verarbeiten, und sich aus dem Grund etwas leichter tut.“

Und dieses schnellere Erfassen der eigenen Stimme passiert offenbar unbewusst, so der Experte vom Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: „Als wir die Kinder nachher befragt haben, wussten die meisten nicht, dass sie ihre eigene Stimme gehört hatten.“

300 Sätze, beliebige Wörter

Insgesamt 24 blinde oder stark sehbehinderte junge Menschen haben an der Studie teilgenommen. Jeweils ein Drittel hat die Stimme des Lehrers, eine völlig fremde Stimme und die eigene Stimme gehört.

Um diese eigene Stimme zu erzeugen, mussten die Forscherinnen und Forscher mit jedem Kind alle möglichen Lautvariationen und -kombinationen aufnehmen, die es in der deutschen Sprache gibt. Verpackt wurden sie in knapp 300 abwechslungsreichen Sätzen.

Ö1 Sendungshinweis:

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 17.1. um 13:55

Ein Beispiel für eine computergenerierte Kinderstimme. Die Stimme von Marion, Schülerin am Bundesblindenerziehungsinstitut, gibt eine kurze Anleitung für das Audiomemory und lobt den erfolgreichen Abschluss.

„Für einen A-Laut in einer bestimmten Lautumgebung zum Beispiel brauchen wir je fünf verschiedene Modelle hinsichtlich der Länge, Frequenz und der Tonhöhe des Lautes“, sagt Pucher. Mit sämtlichen Konsonanten und Vokalen auf Band, kann eine Software daraus beliebige Wörter bauen und somit jeden digitalen Text von dieser Stimme lesen lassen.

Hilfe beim Lernen?

Unter Anleitung ihrer eigenen, vom Computer zusammengesetzten Stimme haben die Kinder im Schnitt zwei Züge weniger für das Audiomemory gebraucht, als wenn sie von der Stimme des Lehrers oder eines fremden Erwachsenen angeleitet wurden. Bei einem schwierigen Computer-Labyrinth sind sie mit der eigenen Stimme doppelt so lange bei der Sache geblieben. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher überprüfen, ob dieser Mechanismus auch beim Erlernen von Sprache hilft.

Vorerst haben die Forscherinnen und Forscher den jungen Versuchspersonen ihre digitale Stimme übergeben - programmiert mit lizenzfreier Software, damit die Schülerinnen und Schüler sie frei verwenden können.

Elke Ziegler, science.ORF.at

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