„Das erzeugt Schaudern“

Bis jetzt kennt man von Donald Trump vor allem wissenschaftsskeptische Äußerungen. Entsprechend ist die Stimmung in der Forschung anlässlich seines Amtsantritts, wie auch in den USA forschende Österreicher berichten.

Ob Forschung zur globalen Klimakrise, Ozongrenzwerten oder zur atomaren Sicherheit. Ging es darum, politische Entscheidungen zu treffen, hat die Wissenschaft bzw. deren Expertise während der Amtszeit von Barack Obama an Bedeutung gewonnen. Sein Nachfolger, Trump, schürt hingegen Verunsicherung im Wissenschaftsbetrieb. Das Klima ist rauer geworden.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmete sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 20.2. um 12.00 Uhr.

Davon zeugt beispielsweise das Onlineportal Professorwatchlist. Hier kann man progressive, linksgerichtete bzw. „antiamerikanische“ Lehrende und Forschende melden. Ins Leben gerufen hat das Portal ein republikanischer Jungpolitiker. „Diese Professor Watchlist ist etwas, das Schaudern erzeugt. Es ist ein Zeichen für eine Tendenz, die kritisches Denken extrem einschränken möchte“, sagt Silvia Lindtner.

Sie forscht an der University of Michigan zum Thema Innovationskultur und Technologieentwicklung in China und den USA: „Es stimmt mich allerdings hoffnungsvoll, dass die Leute sagen: ,Okay, wir mobilisieren jetzt‘. Im Hintergrund tut sich an den Universitäten bezüglich der Unterstützung von Minderheiten einiges, es werden neue Förderungsprogramme aufgebaut.“

Neuordnung der Verhältnisse

In Washington vertritt das Office for Science and Technology Austria, kurz OSTA, rund 1.000 österreichische Forscherinnen und Forscher in den USA. Rund die Hälfte von ihnen ist in der medizinischen Forschung tätig. OSTA-Direktor Clemens Mantl erwartet eine Neugestaltung des Verhältnisses der Politik zur Wissenschaft: „Es wird sicher eine Evaluierung der Rolle der Wissenschaft in politischen Entscheidungsprozessen geben und vermutlich auch eine Redimensionierung ihrer Rolle im Weißen Haus.“

In den USA sind Agencies – vergleichbar mit Ministerien - federführend für die Vergabe öffentlicher Forschungsförderungen zuständig, beispielsweise die National Science Foundation und die Weltraumagentur NASA. Trump kündigte für die Verwaltung bereits einen allgemeinen Personalstopp an. „Einige Agenturen versuchen daher noch, gewisse Verträge in fixe Anstellungen umzuwandeln“, so Mantl.

Mehr Wissen im Frühjahr

Das neue Budget für Wissenschaft und Forschung dürfte spätestens Ende April bekanntwerden. Unklar ist auch noch, wer der wissenschaftliche Chefberater Trumps wird. „Erst dann lässt sich Konkretes über die Wissenschaftspolitik des neuen US-Präsidenten sagen“, so Mantl. Das OSTA berät zu Themen wie Aufenthaltsrecht, Doppelstaatsbürgerschaft, Beschäftigungspolitik und Steuern. Die Zahl der Anfragen sei bis dato nicht gestiegen.

Wider die Normalisierung

Neben Forschung und Lehre wird Universitäten bzw. der Wissenschaft eine dritte Funktion zugeschrieben: nämlich eine demokratiestärkende Rolle in der Gesellschaft einzunehmen.

Für die Innovationsforscherin Silvia Lindtner von der University of Michigan heißt das: „Ich nehme das als Ansporn, an der Uni, jegliche Normalisierung zu bekämpfen und immer wieder das Politische als Thema reinzubringen. Zu sagen, es ist nicht normal, was momentan auf politischer und auf sozialer Ebene passiert, Leute, die im Namen Trumps Minderheiten angreifen - das darf einfach nicht normalisiert werden.“

Tanja Malle, Ö1 Wissenschaft

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