Zeilinger will mehr Politikberatung

Anton Zeilinger wurde am Freitag zum Präsidenten der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wiedergewählt: In seiner zweiten Amtszeit will er die Experten der Akademie stärker als politische Berater positionieren.

„Wir werden dabei vor Themen mit tagespolitischer Bedeutung nicht zurückschrecken“, so Zeilinger gegenüber der APA. Auch die internationale Position der Akademie will der Experimentalphysiker stärken. „Die ÖAW verfügt über ungewöhnlich gute und viele Kontakte nach Mittel- und Osteuropa sowie in den asiatischen Raum.“ Das wolle er weiter ausbauen und „Wien zu einer Drehscheibe der Wissenschaften für diese Länder machen“.

Neu: „ÖAW-Forschergruppen“

Konkret ist geplant, das Stimulierungsprogramm „Joint Excellence in Science and Humanities“ der ÖAW „signifikant auszubauen“. Junge Wissenschaftler aus diesen Ländern sollen für maximal ein halbes Jahr nach Österreich geholt werden, dann wieder in ihre Heimat zurückkehren, um dort etwas aufzubauen. Von der EU gebe es hier ermunternde Zeichen einer Beteiligung. Auch mit China will Zeilinger die Kontakte systematisch erweitern. Zudem soll eine kompetitive „ÖAW International Summer School“ Nachwuchsforscher aus Österreich und dem Ausland nach Wien bringen.

Inhaltlich plant Zeilinger neue Arbeitsrichtungen der Akademie zu starten, wo sich Lücken auftun. Dazu sollen sogenannte „ÖAW-Forschergruppen“ mit höchstens sechs bis acht Leuten eingeführt werden. Diese könnten entweder an der Akademie, aber auch an Universitäten angesiedelt sein, so wie es in Deutschland Max-Planck-Forschungsgruppen an Unis gebe. Eine erste solche Gruppe wird für Balkan-Studien ins Leben gerufen. Nicht ausgeschlossen sei, dass sich solche Gruppen auch zu einem ÖAW-Institut weiterentwickeln.

Interdisziplinäre Impulse

Zudem will die Akademie künftig gemeinsam mit dem Wissenschaftsfonds FWF Forschergruppen fördern, in denen mehrere erfahrene Junior-Forscher ein interdisziplinäres Thema aufgreifen, sagte Zeilinger. Das soll fachspezifisch völlig offen ausgeschrieben werden, wichtig sei, „dass etwas völlig Neues durch fachübergreifende Arbeit behandelt wird“.

Im Zuge der laufenden „örtlichen Konsolidierung“ der Akademie wurde jüngst in der Hollandstraße in Wien-Leopoldstadt ein großes Gebäude angemietet. In diesem wurden die ÖAW-Institute für Iranistik, für Kulturgeschichte der Antike, für Kultur- und Geistesgeschichte Asiens, für Mittelalterforschung, für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung, für Orientalische und Europäische Archäologie sowie für Sozialanthropologie zusammengezogen.

Pavillon für Öffentlichkeitsarbeit

Zudem sollen in den nächsten Jahren „unter dem Schlagwort ‚Campus Akademie‘“ Räumlichkeiten der Alten Universität in der Postgasse in unmittelbarer Nähe des ÖAW-Hauptgebäudes in Wien-Innere Stadt renoviert und ausgebaut werden. Bei diesem Projekt will Zeilinger „sehr stark in die Öffentlichkeit wirken“. So gebe es im Hof neben der Jesuitenkirche die Möglichkeit, einen Pavillon zu errichten, „der in erster Linie der Öffentlichkeitsarbeit dienen soll“, etwa mit wechselnden Ausstellungen und regelmäßigen Veranstaltungen. Zeilinger hofft, dass das spätestens zur 175-Jahr-Feier im Jahr 2022 realisiert wird, dem Jahr, in dem seine neue Amtszeit endet - seine letzte, wie er versichert.

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit ist es Zeilinger wichtig, bei jungen Menschen die Begeisterung für Forschung zu stärken. So plant die Akademie etwa einen „Tag der jungen Forschung“, bei dem hervorragende vorwissenschaftliche Arbeiten von Schülern ausgezeichnet und erste Forschungserfahrungen präsentiert werden können.

science.ORF.at/APA

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