Forscher warnen vor Kopfbällen

Wenn Fußballer im Eifer des Gefechts mit dem Kopf zusammenstoßen, kann es zu schlimmen Verletzungen kommen. Aber schon ganz normale Kopfbälle erhöhen die Gefahr für Gehirnerschütterungen, warnen US-Forscher in einer neuen Studie.

Ein Team um den Radiologen Michael Lipton vom Albert Einstein College of Medicine in New York hat dazu über 200 Amateurfußballer und –fußballerinnen (20 Prozent) aus der Umgebung untersucht. Per Online-Fragebogen gaben sie an, wie es ihnen in den vergangenen zwei Wochen ergangen ist: wie oft sie gespielt haben, wie viele Kopfbälle sie dabei gemacht haben, ob es zu Zusammenstößen mit anderen Spielern gekommen ist und ob sie danach irgendwelche Folgen verspürt haben.

Veränderungen im Gehirn

Die Ergebnisse: Im Schnitt ist jeder Dritte einmal unbeabsichtigt mit einem anderen Spieler zusammengekracht, bei den Frauen war das etwas öfter der Fall als bei den Männern. Von diesen berichteten 20 Prozent danach über leichte bis schwere Symptome einer Gehirnerschütterung.

In den zwei Wochen des Untersuchungszeitraums haben die Sportler zudem durchschnittlich 44 Mal den Ball mit dem Kopf gespielt, die Sportlerinnen 27-mal. Bei jenen mit den meisten Kopfbällen war das Risiko, dass ihnen danach der Schädel gebrummt hat, dass sie das Spiel abbrechen oder ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mussten, dreimal höher als bei der Gruppe mit den wenigsten Kopfbällen.

Zwar seien unbeabsichtigte Kopfstöße – dazu gehören Zusammenstöße mit diversen Körperteilen anderer Spieler, aber auch Bälle, die etwa den Hinterkopf unbeabsichtigt treffen – gefährlicher als normale Kopfbälle, betonen die Forscher. „Aber unsere Studie zeigt, dass auch die mit Symptomen von Gehirnerschütterung zusammenhängen – wie Kopfweh, Verwirrung, Schwindel“, sagt Michael Lipton in einer Aussendung. Das passe zu früheren Ergebnissen, wonach fast ein Drittel aller Fußballer, die im Jahr mehr als 1.000 Kopfbälle spielen, nachweisbare Veränderungen in der Weißen Substanz des Gehirns haben – typische Hinweise für traumatische Verletzungen und verschlechterter Hirnleistung.

American Football viel gefährlicher

Daraus können sich langfristige neurologische Schäden entwickeln. Wie stark, lässt sich aus der aktuellen Studie nicht ableiten, die auch einige Einschränkungen hat: So beruhten die Ergebnisse auf Eigenaussagen der Befragten und sie können auch nicht auf andere Gruppen wie Kinder, Jugendliche oder Profifußballer übertragen werden.

Dass das Thema aber langfristig „heiß“ sein könnte, zeigt der in den USA viel populärere American Football, in dem Zusammenstöße mit dem Kopf Teil des Spiels sind: Nach jahrelangen Prozessen einigten sich die National Football League und Ex-Spieler, die unter Langzeitschäden leiden, im Vorjahr auf Strafzahlungen, die die medizinische Behandlung finanzieren sollen.

science.ORF.at

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