Was Frauen zu guten Tänzerinnen macht

Ein ausladender Hüftschwung, asymmetrische Beinbewegungen und nicht zu viel Zappeln - so bewegen sich Umfragen zufolge gute Tänzerinnen. Forscher vermuten: Der Tanzstil erlaubt Rückschlüsse auf die Gesundheit.

Getanzt wird in allen menschlichen Kulturen. Der Tanz habe zwar keine unmittelbare Überlebensfunktion, spiele aber häufig bei der Partnersuche eine Rolle, schreiben die Autoren um Kristofer McCarty von der britischen Northumbria University. Aus diesem Grund interessieren sich auch Wissenschaftler, die die Evolution menschlichen Verhaltens untersuchen, für das Tanzen. Es sei aber kaum erforscht, was einen Tanz attraktiv erscheinen lässt.

Das Team um McCarty ließ 39 Frauen vor der Kamera zu einem einfachen Beat tanzen. Die Forscher erfassten mit Hilfe reflektierender Marken die Bewegungen des Körpers und der Gelenke. Mithilfe der aufgezeichneten Daten erzeugten sie dann am Computer virtuelle Charaktere, sogenannte Avatare.

57 Männer und 143 Frauen sahen anschließend einen kurzen Ausschnitt von jeweils fünf Avatar-Tanz-Performances und beurteilten sie auf einer Skala von 1 bis 7. Die Note 1 bekam eine extrem schlechte Tänzerin, die Note 7 eine extrem gute. Indem sie Avatare erschufen, stellten die Forscher sicher, dass die Juroren tatsächlich nur die Tanzbewegungen und nicht etwa die Attraktivität einzelner Frauen bewerteten. Anschließend untersuchten die Forscher, welche Tanzbewegungen zu einer guten Bewertung geführt hatten.

Ausladender Hüftschwung

Das Ergebnis: Sowohl Männern als auch Frauen gefielen Tänzerinnen, die ihre Hüften ausladend bewegten. Rechtes und linkes Bein, genauer gesagt die Oberschenkel, sollten sich unabhängig voneinander bewegen und die Arme deutlich geschwungen werden. Der Hüftschwung sei wichtig, weil Beobachter daran das Geschlecht erkennen könnten, interpretieren die Forscher ihre Ergebnisse.

Video 1: Gute Tänzerin

Eine asymmetrische Bewegung der Gliedmaßen signalisiere eine gute Kontrolle der Motorik - solange keine „unkontrollierten pathologischen“ Bewegungen dabei herauskämen. Es gehe um das richtige Maß: Denn Bewegungsstörungen kommen auch bei zahlreichen Krankheiten vor. Im Extremfall seien z.B. heftige Bewegungen ein Zeichen für das Tourette-Syndrom, reduzierte Bewegungen könnten hingegen auf Parkinson hindeuten.

Männer und Frauen tanzen anders

Die einzelnen Tanzmerkmale konnten bei gleicher Benotung auf unterschiedliche Weise miteinander kombiniert sein. Tänzerinnen mit einem eher schwachen Hüftschwung und stark asymmetrischen Beinbewegungen erreichten also zum Beispiel die gleichen Noten wie solche mit ausgeprägtem Hüftschwung und geringen Beinbewegungen. Es gebe keine einzelne optimale Konfiguration für eine gute Bewertung, sondern mehrere Möglichkeiten, dies zu erreichen.

Video 2: Schlechte Tänzerin

Der Tanz und seine Bedeutung waren schon früher Gegenstand von Studien, auch bei Männern. So hatte eine Untersuchungen gezeigt, dass die Stärke des Händedrucks bei Männern auf die Attraktivität des Tanzstils hinweist. Bei Frauen funktioniert das nicht. Bei Männern gelten zudem ausgeprägte Nacken-und Rumpfbewegungen als attraktiv - auch der dynamische Einsatz des rechten Knies kommt offenbar gut an.

Nun wollen die Forscher den Signalwert der Bewegungsmuster genauer analysieren. Etwa um herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen den Bewegungen und der Fruchtbarkeit einer Frau gibt.

science.ORF.at/APA/dpa

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