Wie Menschen zu ihrem Gang kamen

Warum gehen Menschen, Gorillas und Orang-Utans auf den Sohlen, die meisten anderen Primaten aber nicht? Die Bereitschaft zu kämpfen könnte dafür mitverantwortlich sein, glauben Forscher.

Ein besserer Überblick und damit bessere Flucht- und Jagdmöglichkeiten, die freien Hände zum Tragen benutzen und um Werkzeuge herzustellen: Das sind zwei der Haupterklärungen, warum sich die aufrechte Haltung bei unseren Vorfahren vor rund 3,5 Millionen Jahren entwickelt und durchgesetzt hat.

Dass die zweibeinige Fortbewegung auch etwas mit Aggression zu tun haben könnte, hat der Evolutionsbiologe David Carrier von der University of Utah schon 2011 in einer Studie nahegelegt. Beweise hat er damals in der menschlichen Anatomie gesucht, und das nun auch in der aktuellen Arbeit gemacht.

Mit rutschigen Sohlen auf glatter Unterlage

Carrier hat Freiwillige auf eine sogenannte Kraftmessplatte gestellt und sie gebeten, ein schweres Pendel in Bewegung zu setzen - etwa durch seitliche Schläge, durch Ziehen oder Drücken. Dabei standen die Versuchspersonen auf einem oder beiden Beinen und entweder auf den Zehen oder auf dem ganzen Fuß. Die Wissenschaftler bestimmten so unter anderem die Kräfte, die auf den Boden und auf das Pendel wirkten.

Das Ergebnis: Egal, welche Bewegung die Freiwilligen ausführten - die auf den Boden wirkenden Kräfte waren stets größer, wenn sie den gesamten Fuß aufsetzten. Sie konnten so mehr Kraft und Energie aufbringen - ein klarer Vorteil beim Kämpfen.

Um zu veranschaulichen, wie wichtig die Kraftübertragung auf den Boden bei der Aufgabe ist, ließen die Wissenschaftler die Probanden die Aufgabe auch mit rutschigen Socken auf einer Teflon-Unterlage ausführen. Dabei drehten sie sich um sich selbst und konnten erheblich weniger Kraft generieren.

YouTube-Video des Socken-Experiments:

Alternative Erklärungen

Physische Aggression sei sicher nicht die einzige Verhaltensweise, die die Entwicklung der Füße beeinflusst habe, sagt Carrier. Die Ergebnisse legten aber nahe, dass die kämpferische Leistungsfähigkeit eine wichtige Rolle gespielt habe.

Einige Forscher vermuten, dass auch das Leben in Bäumen die Evolution der Gangart mitbestimmt habe. Einige Affen hangeln sich durch Bäume, indem sie mit den Füßen über Äste laufen und sich gleichzeitig mit den Armen an anderen, weiter oben gelegenen Ästen festhalten. Diese Art der Fortbewegung werde erleichtert, wenn das Gewicht auf die Hinterbeine verlagert werde, was wiederum im Aufsetzen des gesamten Fußes resultiere - dem Sohlengang.

Außer dem Menschen und den Menschenaffen sind zum Beispiel auch Bären, Dachse oder einige Nagetiere Sohlengänger. Der Zehengang ist verbreiteter bei Arten, die viel und schnell rennen.

science.ORF.at/APA/dpa

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