Wer Kinder hat, lebt länger

Wenn Eltern ihre Kinder großziehen, müssen sie wohl die eine oder andere Entbehrung in Kauf nehmen. Doch sie bekommen auch etwas dafür: Zuneigung und - wie Forscher herausgefunden haben - auch ein längeres Leben.

Die Lebenserwartung von 60-jährigen Müttern ist um anderthalb Jahre höher als bei kinderlosen Frauen, bei Vätern gleichen Alters ist der Effekt noch stärker: Sie werden statistisch gesehen zwei Jahre älter. Das berichtet ein Team um die schwedische Medizinerin Karin Modig im „Journal of Epidemiology and Community Health“.

Studie

„Payback time? Influence of having children on mortality in old age“, Journal of Epidemiology and Community Health, 14.3.

Fürsorge hält jung

Modig hatte für ihre Studie die Jahrgänge 1911 bis 1925 des schwedischen Bevölkerungsregisters ausgewertet, der lebensverlängernde Effekt blieb auch dann noch bestehen, wenn sie andere Einflussfaktoren aus den Daten herausrechnete, die mit der Gesundheit in Zusammenhang stehen könnten. Warum das so ist, können die Wissenschaftler nicht mit Sicherheit beantworten - bei der Studie handelt es sich nämlich bloß um eine statistische Analyse, Ursachenforschung war nicht Gegenstand der Untersuchung.

Modig vermutet, dass vor allem die Fürsorge und Unterstützung durch die Kinder den Unterschied ausmacht. „Für diese Hypothese spricht unter anderem, dass der lebensverlängernde Effekt im Laufe der Jahre immer größer wird. Bei hormonellen Ursachen würden wir das nicht unbedingt erwarten. Es gäbe natürlich auch andere Erklärungen: Studien haben gezeigt, dass Eltern statistisch betrachtet gesünder leben als Kinderlose“, sagt Modig gegenüber science.ORF.at.

Effekt bei ledigen Männern stärker

Das Geschlecht der Kinder hat laut Studie keinen Einfluss. Unterschiede gibt es allerdings zwischen verheirateten und ledigen Männern. Letztere profitieren offenbar noch stärker von der Vaterschaft, sprich: Sie gewinnen noch mehr an Lebenserwartung. Modig zufolge gibt es dafür zwei mögliche Erklärungen. Erstens: Möglicherweise werden verheiratete Männer im Alter ohnehin schon von ihren Partnerinnen umsorgt, zumal sie in Beziehungen auch meist die Älteren sind. Die Fürsorge der Kinder könnte daher weniger ins Gewicht fallen.

Zweitens: Ledige Frauen (bei denen sich so ein „Ledigen-Effekt“ nicht nachweisen lässt) sind in der Regel gebildeter als verheiratete. Bei Männern ist es umgekehrt. In ihrer nächsten Studie will Modig ansehen, ob Eltern im Alter schlicht seltener krank werden - oder ob ihnen die Kinder eher dabei helfen, Krankheiten zu überwinden.

Robert Czepel, science.ORF.at

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