Warum Wale stranden

Erst vor einem Monat sind in Neuseeland wieder Hunderte Wale gestrandet, nur wenige haben überlebt. Dahinter könnte Erschöpfung stecken, meinen Forscher: Wenn sich die Tiere zu sehr verausgaben, gehe ihnen im entscheidenden Moment die Luft aus.

Solange Meerestiere wie Wale und Delfin ungestört sind, gleiten sie dahin und beschleunigen nur kurzfristig, etwa um Beute zu jagen. Auf der Flucht vor Gefahr geben viele Arten aber alles und wechseln in einen kräfteraubenden Schwimmstil, bei dem ihre Flossen in hoher Frequenz schlagen. Dabei verbrauchen die Meeressäuger viel Sauerstoff und Energie, die ihnen im Ernstfall fehlen könnten, wie die Forscher um Terrie Williams von der University of California Santa Cruz vermuten.

Für die Studie hat das Team monatelang mit Großen Tümmlern und Killerwalen trainiert, sie beobachtet und ihren Energieverbrauch gemessen. Wie die Berechnungen ergaben, verbrauchen die Delfine bei ihrem alltäglichen Schwimmstil bei jedem Flossenschlag 3,3 Joule/Kilogramm. Wenn sie im höchstmöglichen Tempo schwimmen, verdoppelt sich der Verbrauch annähernd - und entsprechend auch die Anstrengung des Tiers.

Flucht kraftraubend

Hochgerechnet bedeutet das: Wenn etwa ein Schnabelwal, der als besonders geräuschempfindlich bekannt ist, vor Unterwasserschall flieht, bräuchte er 30,5 Prozent mehr Energie als normalerweise, schreiben die Forscher in einer Aussendung. Und auch wenn das Geräusch längst vorbei ist, schwimmen die Tiere noch bis zu zwei Stunden in diesem Tempo weiter.

Die Flucht vor unangenehmen Reizen koste Meeressäuger also sehr viel Kraft. „Angesichts der zahllosen gestrandeten Tiere und der zunehmenden menschlichen Einflüsse in den Weltmeeren, geben uns die Ergebnisse jedenfalls zu denken“, meint Williams.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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