Antibiotika können Bakterien sogar stärken

In hohen Dosen sind Antibiotika für Bakterien tödlich. In niedrigen Dosen können sie ihre Überlebenschancen hingegen erhöhen - die Ursache dafür ist der Zellstress, wie österreichische Forscher herausgefunden haben.

Wenn es darum geht, den Säureangriff im Magen zu überleben, schützen sich Bakterien oft sich mit einer Stressreaktion. Diese Reaktion kann auch die Widerstandskraft gegen andere Einflüsse erhöhen - Wissenschaftler nennen das Kreuzschutz.

Ein Team um Karin Mitosch vom Institute of Science and Technology Austria hat nun untersucht, ob auch Antibiotika einen solchen Kreuzschutz verursachen können. Ja, lautet die Antwort einer Studie, veröffentlicht im Fachblatt „Cell Systems“. Das Experiment lief so ab: Die Forscher setzten das Bakterium Escherichia coli zunächst vier verschiedenen Antibiotika aus und kontrollierten dann, wie sich das Ablesen der Erbinformation (Transkription) in den Mikroben veränderte.

Reaktion auch im Körper möglich

„Wir haben niedrige Antibiotika-Konzentrationen verwendet, die das Wachstum der Bakterien zwar verlangsamt, sie aber nicht tötet - so konnten wir die Änderungen auf Transkriptionsebene gut beobachten“, sagte Mitosch. Das könnte Mitosch zufolge auch im Körper von Menschen passieren. Auch dort seien die Antibiotika-Konzentration nicht immer so hoch, dass die Mikroben getötet werden.

Eines der untersuchten Antibiotika, Trimethoprim (TMP), löste unter anderem auch eine Stressreaktion aus, wie sie bei Kontakt mit Säure auftritt. Was die Bakterien messbar widerstandsfähiger machte: Sie überlebten drei Mal länger in saurer Umgebung als jene ohne TMP-Behandlung.

Die Forscher liefern mit der Arbeit eine Anleitung, wie der Kreuzschutz zwischen Antibiotika und anderen Stressfaktoren gefunden werden kann. „Wenn wir wissen, welcher Kreuzschutz besteht, können zielgerichtete Strategien entwickelt werden, die die Wirkung von Antibiotika bei der Behandlung von Krankheiten erhöhen“, so Mitosch.

science.ORF.at/APA

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