Fische: Mehr Hirn - schönerer Partner

Ein großes Gehirn bringt für Weibchen nicht nur einen evolutionären Vorteil. Wie Forscher an Guppys zeigen konnten, wählen Fischweibchen mit größerem Gehirn vor allem Partner mit attraktiven Farben, während Weibchen mit kleinerem Gehirn nicht so wählerisch sind.

Der Biologe Alexander Kotrschal arbeitet schon seit einigen Jahren mit Guppys, einer aus der Karibik stammenden Süßwasserfischart, und züchtet gezielt Tiere mit großen und kleinen Gehirnen. Der Unterschied des Gehirnvolumens der beiden Gruppen beträgt etwa zwölf Prozent. In den vergangenen Jahren zeigte er mit diesem Modell, dass Fischweibchen mit großen Gehirnen deutlich lernfähiger sind als jene mit kleinen Hirnen und dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen Hirngröße und evolutionärem Erfolg gibt.

Die Wissenschafter um Alberto Corral-Lopez vom Institut für Zoologie der Universität Stockholm, wo auch Kotrschal arbeitet, gingen deshalb davon aus, dass die Gehirngröße auch Auswirkungen auf die Partnerwahl hat. Schließlich handelt es sich dabei um einen komplexen kognitiven Vorgang, bei dem Individuen anhand verschiedener sexueller Signale verglichen werden. Und das mit weitreichenden Konsequenzen, hängt doch von der Wahl des Partners die Fitness der Nachkommen ab.

Bunte, geschickte Männchen bevorzugt

In der aktuellen Studie verglichen die Wissenschaftler das Verhalten von Guppy-Weibchen mit großen, durchschnittlich großen und kleinen Gehirnen bei der Partnerwahl. Dabei wurde den drei Gruppen ein sehr buntes Männchen präsentiert, dessen Farbenpracht signalisiert, dass es sich um ein gesundes, geschicktes Männchen handelt. Zudem wurde ihnen ein weniger attraktiver Artgenosse gezeigt.

Die Aquarien waren so aufgestellt, dass die Weibchen die schönen und die unauffälligen Männchen nicht gleichzeitig sehen konnten, sondern zu verschiedenen Seiten ihres Aquariums schwimmen und sich ihre potenziellen Partner merken mussten. Dabei zeigten Weibchen mit großem bzw. durchschnittlich großen Gehirnen deutliche Präferenzen für das attraktive Männchen, während die Fische mit kleinem Hirn keinen Unterschied bei der Partnerwahl machten.

„Wir gehen davon aus, dass die mit der Gehirngröße verbundene kognitive Leistungsfähigkeit zu diesen Unterschieden bei der Partnerwahl führt“, sagte Kotrschal gegenüber der APA. Nachdem die Forscher auch zeigen konnten, dass das Sehvermögen aller Weibchengruppen vergleichbar ist, „bedeutete das, dass Weibchen nicht einfach Sklaven ihrer sensorischen Systeme sind, wie vielfach angenommen wurde“. Derzeit testet die Arbeitsgruppe, ob auch Männchen einen kognitiven Vorteil bei der Partnerwahl haben.

science.ORF.at/APA

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