Fluchen kann stärker machen

„Verdammt richtig": In fast allen Kulturen fluchen Menschen. Sie lassen damit Dampf ab, beleidigen andere oder machen es einfach aus Gewohnheit. Wie eine neue Studie britischer Psychologen zeigt, kann Fluchen aber auch körperlich stärker machen.

Viel geflucht wird auch beim plötzlichen Auftreten von Schmerzen – etwa wenn man sich mit dem Hammer auf den Finger haut. Das ist nicht nur eine psychische Reaktion, sondern kann den Schmerz tatsächlich lindern. Darauf machte der Psychologe Richard Stephens von der britischen Keele University bereits 2009 in einer Arbeit aufmerksam. Fluchende Menschen können demnach etwa länger ihre Hände in eiskaltes Wasser tauchen.

"Ich denke, dass beim Fluchen eine innere Reaktion in einem selbst erzeugt wird, die das Nervensystem anregt“, meinte er ein Jahr später, als er für das bizarre Forschungsergebnis einen Ig-Nobelpreis erhielt.

Mechanismus bleibt unklar

Fluchend lassen sich Schmerzen also besser ertragen. Aber warum? Um das zu untersuchen hat Stephens mit Kollegen weitere Studien durchgeführt, zwei Experimente beschrieb er nun bei der Jahrestagung der britischen Psychologengesellschaft in Brighton.

Im ersten traten 29 Versuchsteilnehmer und –teilnehmerinnen auf einem Ergometer mit maximaler Kraft in die Pedale, im zweiten drückten 52 mit ihrer Hand einen Dynamometer so stark wie möglich zusammen. In beiden Fällen fluchte eine Hälfte vor der Aufgabe, die andere nicht. Resultat: Die Flucherinnen und Flucher waren deutlich stärker als die anderen. Auf dem Ergometer erreichten sie im Schnitt 24 Watt mehr - ein Plus von fast fünf Prozent -, ihr Handgriff war im Schnitt um zwei Kilogramm stärker.

Die Resultate passen zur Vermutung des Psychologen, wonach die Schmerzlinderung des Fluchens damit zu tun hat, dass es das sympathische Nervensystem aktiviert. Aber: „Als wir Herzfrequenz, Blutdruck und einige andere seiner Funktionen verglichen haben, entdeckten wir keine signifikanten Unterschiede zwischen Fluchern und Nicht-Fluchern“, sagt Stephens.

Die Ursachen müssen also woanders liegen. Eine Vermutung: Fluchen enthemmt Menschen generell, es macht sie maßloser und lässt sie etwa nicht über die Folgen einer körperlichen Überanstrengung nachdenken. Wie der Zusammenhang genau zustande kommt, sollen weitere Studien zeigen – mit mehr Teilnehmern und anderen Aufgaben, etwa Geschicklichkeits- statt Kraftübungen.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

Mehr zu dem Thema: