Die Kunst der richtigen Ernährung

Frauen sollten in der Schwangerschaft nicht zu wenig essen, aber auch nicht „für zwei“. Denn beides erhöht das Risiko, dass ihr Kind später einmal übergewichtig wird. Die „Kunst der richtigen Ernährung“ erforschen nun steirische Forscher, die 90 Schwangere begleiten.

Das neue Josef-Ressel-Zentrum für frühkindliche Adipositasforschung der FH Joanneum in Graz untersucht, wie die Ernährung von Babys und Kleinkindern das Risiko beeinflusst, übergewichtig oder fettleibig zu werden. Und es wirft auch einen Blick darauf, was Schwangere essen.

Moenie van der Kleyn und Erwin Zinser

FH JOANNEUM / Maximilian Thum

Erwin Zinser, Moenie van der Kleyn

Dass Ernährung während der Schwangerschaft gewisse Auswirkungen hat, weiß man. Unklar ist aber, wie bedeutend dieser Aspekt gegenüber anderen Faktoren wie etwa Stillen oder Ernährung in den ersten beiden Lebensjahren ist. Das Forschungsteam unter der Leitung von Moenie van der Kleyn und Erwin Zinser will das jetzt in einer langfristig angelegten Studie herausfinden.

Zu viele Kalorien, zu wenig Qualität

„Die Schwangerschaft ist die erste Phase, die beeinflussen kann, ob ein Kind übergewichtig oder fettleibig wird“, erklärt Van der Kleyn. Oft würden Schwangere denken, sie müssten „für zwei essen“, das stimme aber nicht.

„In unserer Gesellschaft nehmen wir zu viele Kalorien zu uns, aber wir ernähren uns mangelhaft, was Vitamine, Mineralien und Spurenelemente betrifft. Diese Form der modernen Mangelernährung führt während der Schwangerschaft dazu, dass Kinder mehr Fettgewebe anlegen.“ Damit steige das Risiko später übergewichtig zu werden oder an Adipositas zu erkranken.

Wenn untergewichtige Babys aufholen

Aber auch zu wenige Kalorien können die Fettleibigkeit fördern, weiß die Hebamme und Stillexpertin: „Bekommt ein Kind während der Schwangerschaft zu wenig Nahrung, muss es diese optimal verarbeiten. Wenn es dann nach der Geburt die volle Menge an Nahrung erhält, wird es diese nach wie vor sehr gut verarbeiten und hat deshalb eher die Neigung dick zu werden.“

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 5.5., 13:55 Uhr.

Catch-Up-Growth nennt man das Phänomen, wenn Babys mit sehr niedrigem Gewicht geboren werden, dann schnell „aufholen“ und bald schwerer sind als Gleichaltrige.

Dieser Effekt könne aber nicht nur durch Unterernährung, sondern auch durch Rauchen ausgelöst werden, meint Van der Kleyn: „Wenn Mütter in der Schwangerschaft rauchen, sind die Kinder eher ein bisschen zarter bei der Geburt, aber sie haben ein sechsfach höheres Risiko später übergewichtig zu werden.“ Einen gesunden Lebensstil während der Schwangerschaft hält Van der Kleyn daher für essenziell.

Faktoren nach der Schwangerschaft

Bei der gerade anlaufenden Studie des Josef-Ressel-Zentrums werden 90 Mütter von der Schwangerschaft bis zum zweiten Geburtstag des Kindes begleitet. In der Phase der Schwangerschaft wird beobachtet, wie sich die Mütter ernähren und wie viel sie an Gewicht zunehmen. Zudem werden Haar- und Blutproben für Mikronährstoffanalysen genommen.

Nach der Geburt werden Gewicht und Körperfettanteil der Kinder über zwei Jahre beobachtet. Zentral für die Studie sind auch die Effekte des Stillens, das Trink- bzw. Essverhalten der Kinder und ihr Sättigungsverhalten. Die Studie will die einzelnen Faktoren und ihre Wirkungen miteinander abwägen um herauszufinden, welche Aspekte entscheidend sind für Übergewicht und Adipositas.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

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