Das Geheimnis der Flamingos
Für Menschen ist es extrem schwierig, lange auf einem Bein zu stehen. Man braucht viel Gefühl für Balance und Körperspannung. Aber selbst dann kippen die meisten in absehbarer Zeit aus dem Gleichgewicht. Für viele Vögel hingegen scheint der der einbeinige Stand selbst auf Dauer kein Problem sein. In Ruheposition balancieren z.B. Störche, Möwen und Flamingos ihre Körper auf nur einem ihrer dünnen langen und federlosen Beine.
Karl-Josef Hildenbrand / dpa / AFP
Man vermutet, dass sie das tun, um nicht zu viel Körperwärme zu verlieren. Deswegen nehmen sie die Position im Wasser besonders häufig ein. Wenn der einbeinige Stand jedoch selbst viel Energie verbraucht, brächte er den rosafarbenen Vögeln in Summe nicht sehr viel.
Optimal ausbalanciert
Wieviel Muskelkraft der Storchenstand die Tiere tatsächlich kostet, haben Forscher nun an toten und lebenden Flamingos untersucht. Wie die biomechanischen Analysen nahelegen, müssen sie kaum aktiv Kraft einsetzen, um das Gleichgewicht zu halten. Vor allem der Aufbau und die Position der Vogelbeine bzw. ihrer Gelenke dürften dafür verantwortlich.
Die Studie
„Mechanical evidence that flamingos can support their body on one leg with little active muscular force“, Biology Letters, 24.5.2017
Wenn sich - wie beim einbeinigen Stand üblich - das Bein mitten unter dem Vogelkörper befindet und der Körperschwerpunkt vor dem Knie liegt, übernehmen die Gelenke eine stabilisierende Funktion. Dadurch bleibt der Druckmittelpunkt relativ unverändert, besonders wenn die Tiere schlafen. Der Körper trägt sich gewissermaßen selbst. Die Forscher vergleichen die Haltung mit der eines umgekehrten Pendels in Ruhe.
Weniger anstrengend
Fast ohne Muskelkraft können die Flamingos so in der einbeinigen Position verharren. Die Forscher nehmen an, dass sie dabei sogar weniger Energie verbrauchen, als wenn sie auf beiden Beinen stehen.
Die anatomischen Vorteile könnte ihrer Ansicht nach auch besser erklären, warum so viele lang- wie kurzbeinige Vögel in unterschiedlichsten Lebensräumen gern auf einem Bein stehen. Vielleicht gehe es oft gar nicht um Wärmeverlust, sondern die Position ist für die Tiere schlicht weniger anstrengend.
Eva Obermüller, science.ORF.at