Bäume sind „Feinstaubschlucker“

Feinstaub ist gesundheitsgefährdend. Abhilfe könnte von Bäumen kommen: Die können Forschern zufolge nämlich Feinstaub aus der Luft filtern - ein Argument mehr für die Begrünung von städtischen Ballungsräumen.

Ulmen, Magnolien, Stechpalmen und die hierzulande stark bedrohte Esche sind für die Reduktion von Feinstaub besonders geeignet. Das zeigt eine Studie aus Peking. Laut Forschungen aus Großbritannien, Norwegen und Polen gilt das auch für die Hänge-Birke. Ihre Blätter besitzen eine haarähnliche Struktur, mit deren Hilfe sie den Feinstaub auffängt. Zudem spielen der Wachsanteil sowie die Wachsqualität eines Blattes eine Rolle. Studien wie diese zeigen, welchen Mehrwert Bäume haben könnten, sagt Gillian Petrokofsky von der Oxford Universität.

Blüten eines Magnolienbaums

Barbara Riedl-Daser/ORF

Feinstaubfilter: Die Magnolie verbessert die Luftqualität.

Allerdings werden diese Aspekte noch zu selten bei der Baumauswahl in Städten berücksichtigt, kritisiert die Britin, die kürzlich im Fachjournal „Science“ unterschiedliche Studien zur Wirkung von Stadtbäumen zusammengefasst hat. „Die Anzahl der Studien, die meine Kollegin und ich darin beschreiben, ist keinesfalls vollständig - das ist auch nicht unser Anspruch. Vielmehr wollen wir mit diesen Beispielen ausgezeichneter Forschungen eine fachlich fundierte Diskussion anregen.“

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Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag im heutigen Mittagsjournal (30.5., 12.00 Uhr).

Graz: „Man muss abwägen“

Ob die Forschungsergebnisse auch direkt auf andere Länder wie Österreich übertragbar sind, ist unklar. Abgesehen davon verbirgt sich hinter manchem Vorteil aber auch ein Nachteil. So beschreiben Petrokofsky und ihre Kollegin zwar eine europäische Studie, wonach Nadelbäume Feinstaub sogar noch effektiver filtern als Laubbäume. Als Stadtbaum würden Kiefer und Co. aber nur an wenigen Stellen in Frage kommen, erklärt Tomas Stoisser von der Abteilung für Grünraum und Gewässer in Graz: „Der Laubbaum hat im Winter, wenn wir uns über jeden Sonnenstrahl freuen, keine Blätter. Hätten wir mehr Nadelbäume in der Stadt, gäbe es auch hier mehr Beschattung, wo wir eigentlich keine wollen.“

Zudem gelten Nadelbäume teilweise als sehr schmutzempfindlich, weshalb sie für den Straßenrand eher ungeeignet sind. Hier müsse man unterschiedliche Faktoren gegeneinander abwägen, so Stoisser.

Abgesehen von der Frage nach den richtigen Baum- und Pflanzenarten für die Stadt geht es aber in Graz derzeit vor allem darum, überhaupt Platz für Bäume zu schaffen. „Man würde das nicht glauben, aber das ist für uns immer wieder eine Herausforderung, weil sich die Bedingungen in den Städten ändern.“

Eggenberger Allee, Graz

Tomas Stoisser

Eggenberger Allee, Graz

Neuer Unterboden für Grazer Bäume

Denn stark verdichtete Böden, unregelmäßiger Niederschlag sowie zu wenig Platz für Wurzeln lassen Bäume weder ihre volle Größe noch ihr volles Alter erreichen, so Stoisser. In Graz startet man nun mit großräumigen Umbauarbeiten - begonnen wird bei der Eggenberger Allee.

„Vor allem Richtung Stadt hin kann man derzeit nicht mehr wirklich von einer Allee sprechen, da hier die Bäume teilweise einfach im Wachstum stehen geblieben sind, weil ihnen nach unten hin der Platz fehlt.“ Bäume brauchen nämlich für ihre Wurzeln etwa zwei Drittel des Volumens ihrer Baumkrone - den sollen sie nun bekommen.

Bepflanzt wird die Allee künftig ausschließlich mit Spitzahorn. Laut einer polnisch-norwegischen Studie sei dieser zwar nicht sehr effektiv im Filtern von Feinstaub. Allerdings gilt er anspruchslos, anpassungsfähig, hitzeverträglich und frosthart. Stoisser: „Das erhöht die Chance auf eine vitale Baumallee in Zukunft.“ Zudem habe der Spitzahorn die richtige Größe und Form für einen Alleebaum.

Salz trocknet Bäume aus

Die Eggenberger Allee ist jedoch erst der Anfang. Sukzessive sollen in der ganzen Stadt die Wurzelräume für Bäume unter Straßen, Gehwegen usw. verbessert werden, wie beispielsweise in der Keplerstraße. Hier haben die Bäume starke Schäden durch das intensive Salzstreuen im Winter erlitten, wodurch sie im Sommer schneller vertrocknen. Bemerkbar macht sich das durch braune Ränder an den Blättern, berichtet Stoisser.

Durch einen aufgelockerten Boden, durch den die Bäume mehr Wasser und Luft beklommen, will man auch diesem Problem entgegenwirken. Dafür wird vor allem Grobschotter und eingeschlammter Feinboden den bisherigen festen Straßenuntergrund ersetzen. Damit soll nicht nur der Wurzelraum vergrößert, sondern das Streusalz vom Winter schneller abtransportiert werden können. Die Technik dafür stammt aus der schwedischen Stadt Stockholm. Hier hat man bereits um die Jahrtausendwende damit begonnen, den Straßenuntergrund baumfreundlich zu gestalten.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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