Schlechte Noten für Kokosöl

Kokosöl ist vor einiger Zeit in die Riege der „Superfette“ aufgestiegen. Doch eine neuer Bericht aus den USA kommt zu einem ganz anderen Ergebnis: Kokosöl sei schlechter für den Cholesterinspiegel als Butter oder Schweineschmalz.

Mehr als 70 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung halten Kokosöl für „gesund“. Aus diesem Grund hat sich die American Heart Association, dazu entschlossen, die Studienlage genau zu analysieren. Die Non-Profit-Organisation, die sich mit der Prävention von Herzkreislauferkrankungen beschäftigt, zeigt in ihrem Bericht, dass von „gesund“ keine Rede sein kann. Kokosöl besteht zu 82 Prozent aus gesättigten Fettsäuren und übertrifft damit tierische Fette wie Butter (63 Prozent gesättigte Fette) und Schweineschmalz (39 Prozent).

Sendungshinweis

Über das Thema berichten auch die Ö1-Journale: 20.6.2017, 12.00 Uhr.

Mehr gesättigte Fettsäuren als Butter

Es sei schon lange bekannt, dass Kokosfett einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren enthält, sagt der Ernährungswissenschaftler Karl-Heinz Wagner von der Universität Wien. Und diese gesättigten Fettsäuren wirken sich, so wie jene in Butter und Schmalz, negativ auf den Fettstoffwechsel aus.

Kokosfett im Glas

Ursula Hummel-Berger/ORF

Wohlschmeckend, stark erhitzbar - doch laut einer aktuellen Studie nicht sonderlich gesund.

Ein Unterschied zwischen Kokosöl und tierischen Fetten besteht allerdings in der Struktur der Fettsäureketten. Die sind beim Kokosöl kürzer als bei tierischen Fetten und werden daher anders in den Organismus aufgenommen.

Weniger Kalorien haben diese gesättigten Fettsäuren deswegen nicht. „Solche gesättigten Fettsäuren führen klassischerweise dazu, dass das LDL-Cholesterin erhöht wird, was letztendlich zu einer Steigerung des Risikos für Herzkreislauferkrankungen beitragen kann“, so Wagner.

Pflanzenfett: Alles besser als Kokos

Die American Heart Association empfiehlt in ihrem Bericht gesättigte Fettsäuren mit einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren zu ersetzen. Das wären pflanzliche Fette wie Olivenöl, Rapsöl oder Sonnenblumenöl, die neben ungesättigten Fettsäuren auch Vitamine enthalten. „Das heißt, jegliche pflanzliche Öle sind zu favorisieren - mit Ausnahme von Kokosöl und Palmöl“, so Wagner.

Denn auch das Palmöl enthält einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, ist von seiner Zusammensetzung her allerdings immer noch gesünder als Kokosöl. „Das liegt unter anderem an den Monoenfettsäuren, die im Palmöl enthalten sind, die sich eigentlich positiv auf die Blutfette auswirken“, so der Ernährungswissenschaftler. Aber insgesamt überwiegen auch beim Palmfett die gesättigten Fettsäuren.

Ökologisch keine Alternative

Auch aus ökologischer Sicht ist Kokosöl keine gute Alternative zu Palmöl. Der Ertrag von Kokospalmen ist wesentlich geringer als jener von Ölpalmen. „Wenn man alle Ölpalmen mit Kokospalmen ersetzen würde, dann wäre wahrscheinlich der halbe Planet mit Kokospalmen übersäht“, erläutert Wagner. Und selbst dann würde das Kokosöl den Fettbedarf der Industrie vermutlich nicht decken. Der liegt bei rund 70 Millionen Tonnen im Jahr.

Die Empfehlung der Ernährungswissenschaft lautet, Fette im Verhältnis zwei zu eins zu konsumieren - also halb so viel vom Tier, der Kokosnuss und der Palme wie ungesättigte Fettsäuren aus anderen pflanzlichen Quellen. Wird allerdings frittiert oder heiß gebraten, sollte man zu Ölen mit gesättigten Fettsäuren greifen, wie Butterschmalz oder Kokosfett. Die sind hitzebeständiger als die eigentlich gesünderen Alternativen aus Olive, Distel oder Raps.

Marlene Nowotny, Ö1 Wissenschaft

Mehr zu dem Thema: