Sozial benachteiligte Kinder nutzen Medien intensiver

Kinder aus sozial schwachen Familien nutzen Medien häufiger und intensiver als jene aus bessergestellten Familien. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Uni Salzburg, die 20 Kinder zwölf Jahre lang beobachtet hat.

Es ist die weltweit längste derartige Studie, heißt es in einer Aussendung der Universität.

Überforderung der Eltern

Die Kommunikationswissenschaftlerin und Studienautorin Ingrid Paus-Hasebrink begleitete von 2005 bis 2017 Buben und Mädchen aus sozial schwachen Familien, die teilweise in betreuten Wohneinrichtungen lebten. Wichtig war der Studienautorin außerdem, neben der Erfassung der Mediennutzung auch Familienforschung zu betreiben.

Dabei fiel ihr auf, dass bei sozial benachteiligten Familien oft Überforderung und Resignation vorherrschten, während Bessergestellte eher „kindorientiert“ handelten. Betroffene Kinder versuchten dann, mit Medien ihren Alltag zu bewältigen und Frust abzubauen.

Nicht Computer wegsperren, sondern Familien fördern

„Manche vernichten in einem Gewaltcomputerspiel einen Feind und fühlen sich so wenigstens virtuell als Sieger, andere wählen Siegertypen zu ihren Helden und Vorbildern“, so Paus-Hasenbrink. „Wieder andere orientieren sich an YouTube-Stars und erträumen sich eine ähnliche Zukunft.“

Die Lösung liege nicht im Wegsperren von Computer und Fernseher: Die Studienautorin fordert mehr sozialpädagogische Einrichtungen und Förderungen für Familien. Die Einführung des kostenlosen Kindergartenjahrs sieht sie als Schritt in die richtige Richtung.

Gelingt es Familien, ihre wirtschaftliche Situation verbessern und ihre persönlichen Beziehungen stabilisieren, können sie laut Paus-Hasebrink auch zu „Aufsteigerfamilien“ werden. So geschah es bei einem in der Studie begleiteten Kind, dessen Mutter einen neuen Partner fand - der die exzessive Mediennutzung durch gemeinsamen Sport ausglich.

science.ORF.at/APA

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