ESA präsentiert Merkursonde

Die europäische Raumfahrtbehörde ESA hat erstmals ihre Merkur-Raumsonde „BepiColombo“ präsentiert. Sie soll zu Forschungszwecken im Jahr 2018 in Richtung des Planeten starten. Aus Österreich stammen Messgeräte und Lenkung der Sonde.

Die Vorbereitungen zu der bisher schwierigsten Mission der ESA verliefen planmäßig, sagte der wissenschaftliche Direktor der ESA, Alvaro Gimenez, am Donnerstag am European Space Research and Technology Centre (ESTEC) in Noordwijk bei Den Haag. Die Raumsonde soll den Merkur erforschen und damit Aufschluss über die Entwicklung des Sonnensystems geben.

Start der zwei Teilsonden im Oktober 2018

„BepiColombo“ ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa. Die Raumsonde mit ihren beiden Teilsonden soll im Oktober 2018 von Kourou in Französisch-Guayana aus starten und 2025 den kleinsten Planeten des Sonnensystems erreichen.

Die Erforschung des Merkurs ist wegen der großen Nähe zur Sonne äußerst schwierig, teilten ESA-Experten mit. Bisher war der Planet nur von zwei NASA-Missionen erreicht worden.

Untersuchung des Magnetfelds

„Wenn ‚BepiColombo‘ zum sonnennächsten Planeten Merkur geschickt wird, dann ist es das erste Mal, dass zwei Weltraumsonden zugleich zu diesem Planeten fliegen“, erklärte Wolfgang Baumjohann, Direktor des Grazer Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Die beiden Module werden den Planeten von einander ergänzenden Umlaufbahnen aus beobachten. Insgesamt werden sie mehr als ein Dutzend Messinstrumente tragen.

Die wichtigsten wissenschaftlichen Ziele der japanischen Sonde sind laut Baumjohann die Erforschung der Struktur und Dynamik der Magnetosphäre des Merkurs. Das Magnetometer auf dem japanischen Orbiter hat das Grazer IWF entwickelt und gebaut. „Bis in die 1970er-Jahre dachte man, der Planet hat überhaupt kein Magnetfeld. Nun weiß man, er hat eines, aber deutlich schwächer als das der Erde“, so Baumjohann. "Wir wollen besser verstehen, wie das Magnetfeld im Merkur überhaupt erzeugt wird und wie der dort noch sehr junge und ungestüme Sonnenwind mit ihm interagiert.“

Für das Magnetometer auf dem europäischen Orbiter (MPO), der den Planeten relativ nahe umkreist, hat das IWF wiederum das technische Management übernommen und die Hard- und Software der Datenverarbeitungseinheit entwickelt. Die Leitung lag in diesem Fall bei der TU Braunschweig.

36 Millionen Euro für heimische Weltraumindustrie

An Bord des MPO ist das IWF auch an Sensoren beteiligt. Abgesehen vom starken rot-weiß-roten Wissenschaftsanteil an der Mission gibt es auch eine hohe Beteiligung der heimischen Weltraumindustrie an „BepiColombo“. Mit einem Auftragswert von 36 Millionen Euro ist diese laut Forschungsförderungsgesellschaft FFG rund doppelt so hoch als üblicherweise.

Hauptauftragnehmer ist die Wiener Weltraumfirma Ruag Space, die mit der „Lenkung“ für „BepiColombo“ einen entscheidenden Beitrag für die Mission gebaut hat. Es handelt sich dabei um vier hochpräzise einstellbare Positionsmechanismen für die elektrischen Triebwerke der Sonde und die dafür notwendige Steuerelektronik. Die vier mit Sonnenenergie versorgten Triebwerke erzeugen für den nötigen Schub für die lange Reise zum Merkur.

Neben dem Lenksystem lieferte Ruag Space auch die Steuerungselektronik für die Solar-Paneele, diverse Testausrüstung und die Thermoisolation.

science.ORF.at/dpa/APA

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