USA: Klimadebatte in der Sackgasse?

Bis heute soll das Weiße Haus einen Bericht freigeben, der den Klimawandel bestätigt. Experten zweifelten zuletzt an seiner Veröffentlichung. Wie die Energiewende trotz allem gelingen kann, erklärt ein US-Forscher. Sein Appell: konkrete, wirtschaftlich attraktive Lösungen entwerfen.

Gibt es den von Menschen gemachten Klimawandel? In den USA spielt diese Frage noch immer eine wichtige Rolle auf der politischen Bühne zwischen Republikanern, die gemeinhin als Klimawandelskeptiker gelten, und Demokraten. Eine Grundsatzdiskussion, in der auch Klimawissenschaftler zu oft verharren, anstatt konkrete Lösungen vorzuschlagen, kritisiert der Politik- und Umweltwissenschaftler Roger Pielke von der Universität Colorado in Boulder: „Klimawandel ist zu einer Diskussion über die Wissenschaft geworden - es geht hauptsächlich um die Frage, ob Wissenschaftler Recht haben oder nicht.“

Diese Debatte verhärte die Fronten zunehmend und mache Fortschritt in Sachen Klimawandel unmöglich. „Es ist wirklich keine Übertreibung, wenn man sagt, dass führende Klimawissenschaftler die Republikaner hassen und nie mit ihnen kooperieren würden. Das machen einige nicht zuletzt auf ihren Social Media Profilen immer wieder deutlich.“

Ein großes Problem, so Pielke, zumal die derzeitige US-Regierung durch und durch aus Republikanern besteht. „Ob gut oder schlecht, wir haben derzeit einen republikanischen Präsidenten, ein republikanisches Repräsentantenhaus sowie einen republikanischen Senat. Auch der Großteil der Staaten wird von Republikanern regiert. Wenn wir Experten sagen, wir müssen alle Republikaner über das gesamte Land besiegen, werden wir immer mehr Land auf politischer Ebene verlieren.“

Aktiv wird nur, wer einen Vorteil sieht

Um Herausforderungen wie den Ersatz von Kohle, Gas und Öl durch Wind, Wasser und Sonne zu meistern, brauche es laut Pielke aber gar keinen Konsens über den Klimawandel. „Die Politik wird aktiv – nicht, weil alle die gleiche Meinung haben - sondern weil jeder einen Vorteil darin sieht. Das ist der Kern von Demokratie: Man einigt sich über Taten und nicht über Fakten. Das gilt auch für Themen wie die Energiewende.“

Technologiegespräche Alpbach

Von 24. bis 26. August finden im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach die Technologiegespräche statt, organisiert vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Ö1-Wissenschaftsredaktion. Das Thema heuer lautet „Konflikt & Kooperation“. Davor erscheinen in science.ORF.at Interviews mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die bei den Technologiegesprächen vortragen oder moderieren.

Aufgabe der Forscher sei es deshalb, konkrete politische Lösungen für eine Energiewende vorzuschlagen, die einen wirtschaftlichen Vorteil bringen. Darüber hinaus sei es wichtig, weiterhin neue Technologien zu entwickeln, die eine günstige CO2-freie Energienutzung möglich machen. Schließlich wolle jeder günstige, saubere Energie, so Pielke.

Derzeit kommen rund 15 Prozent der Energie von solchen „sauberen“ Quellen wie Wind und Sonne. 90 bzw. 100 Prozent sind jedoch das Ziel. “Es ist ein langer Weg, bis wir diese Ziele erreichen. In der Vergangenheit wurde weltweit oft der Fehler gemacht, die 100 Prozent als Ganzes in Angriff zu nehmen, anstatt sich darauf zu konzentrieren, wie man von 15 auf 16 Prozent kommt, dann auf 17 und so weiter.“

Dasselbe gilt auch für Maßnahmen wie eine CO2-Steuer. „Ohne eine solche wird es nicht gehen. Es gilt aber, mit kleinen Schritten zu beginnen.“ So schlägt der Politikwissenschaftler die Einführung einer vorerst sehr niedrigen Steuer vor, die Menschen noch nicht stark in ihren Geldbörsen spüren sollen. „Das Geld könnte man in die Entwicklung neuer Technologien stecken und diese dadurch noch effizienter und preiswerter machen.“ Von den Vorteilen seines Modells will der Politikwissenschaftler nun auch Trump und Co. überzeugen.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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