Darmbakterien als Jungbrunnen

Darmbakterien könnten der Schlüssel zu anhaltender Jugend sein. Das haben Forscher bei Untersuchungen an Würmern herausgefunden. Manche Mikroorganismen produzieren nämlich einen Stoff, durch den die Tiere gesund und aktiv bleiben.

Durch den medizinischen Fortschritt ist die Lebenserwartung extrem gestiegen. Denn viele Krankheiten, die früher als Todesurteil galten, können mittlerweile durch neue Medikamente und moderne Behandlungsmethoden therapiert werden. Das hohe Alter kann aber auch Nachteile mit sich bringen: Rückenschmerzen, Kreislaufprobleme und Bluthochdruck sind nur einige davon.

„Lang zu leben, ist für viele Menschen nicht unbedingt erstrebenswert, wenn sie diese zusätzlichen Jahre in einem gebrechlichen Zustand verbringen müssen“ gibt Daniel Kalman von der Emory Universität in einer Aussendung zu bedenken.

Chemische Verbindung untersucht

Aus diesem Grund beschäftigt sich der Wissenschaftler mit der „Gesundheitserwartung“. Sie beschreibt, wie lange ein Lebewesen gesund und frei von Altersgebrechen ist. Wie gut man sich bis ins Alter gehalten hat, zeige sich beispielsweise dadurch, wie beweglich und potent man ist, wie man auf Umweltstress reagiert und wie schnell sich der Körper wieder regenerieren kann.

Im Zentrum seiner Forschung stehen Indol-Verbindungen. Man findet sie unter anderem in Gemüsen wie Brokkoli und Kohl. Und sie werden von bestimmten Bakterien im Darm gebildet. Kalman und seine Kollegen fanden schon in einer früheren Studie heraus, dass Indole Tieren dabei helfen, Resistenzen gegenüber Krankheiten aufzubauen. Mit ihrer neuen Studie wollen sie zeigen, welche anderen positiven Effekte sie haben.

Würmer verjüngt

Ihre Untersuchungen führten sie an Fadenwürmern (Caenorhabditis elegans) durch. Die gewöhnlichen Alterserscheinungen der Modellorganismen: Sie werden weniger beweglich, bekommen Probleme beim Schlucken und reagieren empfindlicher auf Hitze.

Auf dem Speiseplan der etwa ein Millimeter langen Würmer stehen hauptsächlich Bakterien. Und genau das haben sich die Forscher bei den Experimenten zu Nutze gemacht: Ein Teil der Würmer bekamen Bakterien zu fressen, das Indole produziert. An die andere Hälfte verfütterten sie solche, die dazu nicht in der Lage sind.

Nach kurzer Zeit wurden die ersten Unterschiede deutlich: Schon im Alter von zwei Tagen zeigten sich die Würmer dank der Indole resistenter gegenüber Hitze. Zudem waren sie nach 15 Tagen aktiver und das Schlucken fiel ihnen leichter. Auch ihre Genaktivierung glich der von Jungtieren. Die Indole wirkten sich sogar positiv auf ihre Potenz aus: Bis zu 12 Tage waren sie fruchtbar. Die Tiere aus der Kontrollgruppe hörten schon nach fünf Tagen auf, sich zu vermehren.

Vielversprechende Ergebnisse

Vergleichbare Effekte fanden die Forscher auch bei Fliegen und Mäusen. Junge Mäuse waren durch die Indole sogar resistenter gegenüber Strahlung und konnten im Alter ihr Gewicht besser halten.

Kalman sieht großes Potenzial in den Ergebnissen: „Das könnte der Weg zu einem Medikament sein, das Menschen ein gesünderes langes Leben ermöglicht.“

Anita Zolles, science.ORF.at

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