European University: Hoffen auf eine Lösung

Seit Monaten ist die international renommierte „Central European University“ in Ungarn von der Schließung bedroht. Ihr Rektor Michael Ignatieff hofft weiterhin auf eine Lösung, wie er am Mittwoch beim Europäischen Forum Alpbach erklärt hat.

„Wir wollen bleiben“ - das hat Michael Ignatieff, Rektor der CEU (Central European University) in Budapest, in den vergangenen Monaten immer wieder betont. Auch jetzt: „Ich wiederhole: Wir möchten in Budapest bleiben.“

Michael Ignatieff, Rektor der CEU

Barbara Riedl-Daser, ORF

Michael Ignatieff, Rektor der CEU, beim Europäischen Forum Alpbach

Ungarn hat im April das Hochschulgesetz geändert: Ausländische Universitäten müssen nun auch einen Campus in ihrem Heimatland haben. Die CEU hat zwar ihren Sitz in New York, aber dort keinen Lehrbetrieb - der findet ausschließlich in Budapest statt. Das Gesetz ist höchst umstritten - es gab Proteste in Ungarn, in Europa und den USA. Die Europäische Kommission und der Europarat haben sich eingeschaltet. Vor wenigen Tagen hat Ungarn der Kommission geantwortet: die Restriktionen seien „notwendig und verhältnismäßig“. Ignatieff gibt die Hoffnung nicht auf.

Verhandlungen laufen

Derzeit laufen Verhandlungen zwischen der ungarischen Regierung und dem US-Bundesstaat New York - da ist die CEU aber nicht eingebunden. New York, weil die Uni dort ihren Sitz hat - aber eben keinen Campus. Das neue Semester steht vor der Tür, 700 Leute Personal, 1.800 Studierende aus 120 Staaten - die Uhr tickt.

Michael Ignatieff bei seinem Vortrag in Alpbach

Barbara Riedl-Daser, ORF

Michael Ignatieff bei seinem Vortrag in Alpbach

Rektor Ignatieff hofft auf eine Lösung bis Mitte September. Dann könnten zumindest Vorlesungen angeboten werden - das ungarische Hochschulgesetz tritt erst mit Jänner 2018 in Kraft. Ab dann dürfte die CEU keine neuen Studierenden aufnehmen. Sie dürfte die bestehenden noch unterrichten - ein Ende auf Raten.

Investor als Ziel

Warum will die CEU aber unbedingt in Budapest bleiben, wenn sie dort nicht erwünscht ist? Eine freie Uni wie die CEU sei in Budapest notwendiger als anderswo, so Ignatieff. Der Inhalt der Studiengänge und Vorlesungen biete keinen Grund für die Regierung von Viktor Orban sich angegriffen zu fühlen, meint der Rektor.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 23.8. um 12:00.

Bei der Debatte gehe es nicht um die Central European University - sondern um den Gründer und Financier George Soros, gegen den Ungarns Regierung immer wieder wettert.

Ignatieff betont mehrmals, dass die Uni bereit für Kompromisse sei und in Budapest bleiben möchte. Ein Ausweg: Leistet man dem Gesetz Folge, könnte die CEU einen Standort in den USA eröffnen und so den Standort in Budapest sichern. Falls es keine Lösung mit Ungarn gibt: Schon im Frühjahr hat sich in Österreich einige zu Wort gemeldet, man möge die Privat-Uni nach Wien holen. Der Rektor bedankt sich für das Engagement, will aber nicht so weit denken, dass es wirklich notwendig wird - die hunderten Mitarbeiterinnen, Lehrenden und Studierenden zu übersiedeln.

Barbara Riedl-Daser, Ö1 Wissenschaft

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