Roboterrat und Spin-Off-Call

Anlässlich der Eröffnung der Technologiegespräche in Alpbach werden wie jedes Jahr Neuigkeiten aus der Forschungspolitik präsentiert. Heuer dabei: ein Roboterrat und eine „Spin-Off-Initiative“ für die Gründung von Unternehmen.

Günther Ogris präsentierte am Donnerstag im Vorfeld der Alpbacher Technologiegespräche die Ergebnisse einer vom Infrastrukturministerium in Auftrag gegebenen Sora-Umfrage zur Akzeptanz von Robotern in Österreich (repräsentative Stichprobe von 1.000 Über-16-Jährigen). Dabei zeigt sich: Je persönlicher es wird, desto skeptischer werden die Österreicher bei Robotern: Im privaten Bereich etwa wären drei Viertel zumindest eher bereit, sich die Wohnung von einem Robo reinigen zu lassen, aber nur 40 Prozent würden sich gerne von einem Automaten bekochen lassen.

Einen Roboter Angehörige pflegen oder Kinder beaufsichtigen zu lassen, kommt nur für 23 bzw. zehn Prozent infrage. Ähnlich im Gesundheitsbereich: Die Akzeptanz, sich von einem Roboter beim Gehen stützen oder den Blutdruck messen zu lassen, ist mit jeweils knapp 70 Prozent viel höher als sich von einer Maschine eine Spritze geben oder sich operieren zu lassen (jeweils 22 Prozent).

Eine Million für Roboter-Rat

Zwei Drittel der Befragten glauben, dass es in Österreich einer umfassenden Strategie für den Umgang mit Robotern bedarf. 67 Prozent meinen auch, dass es gesetzlicher Regelungen braucht, an welchen Arbeitsplätzen Robos Menschen ersetzen dürfen. Immerhin jeder Vierte glaubt, dass ein Roboter große Teile seiner Arbeit übernehmen könne. Jeweils rund die Hälfte der Befragten ist überzeugt, dass selbstfahrende Autos in ein paar Jahren üblich und Roboter bald so selbstverständlich wie Smartphones sein werden.

Technologiegespräche Alpbach

Von 24. bis 26. August finden im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach die Technologiegespräche statt, organisiert vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Ö1-Wissenschaftsredaktion. Das Thema heuer lautet „Konflikt & Kooperation“.

Die Österreicher würden viele Erwartungen und Sorgen mit Robotern verknüpfen, die man ernst nehmen müsse, sagt Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) bei der heutigen Pressekonferenz seines Ministeriums. Er hat deshalb einen Roboterrat eingesetzt und mit einer Million Euro ausgestattet, „um eine Roboter-Strategie zu entwickeln, wo wir in den nächsten zehn bis 20 Jahren hinwollen. Wir wollen die Chancen nutzen und die Risiken im Griff haben.“ Ganz wesentlich ist dem Minister dabei, „dass der Mensch immer im Mittelpunkt der Entwicklung steht und Roboter das Leben der Menschen verbessern“. Das von der Wirtschaftswissenschaftlerin Sabine Köszegi geleitete Beratungsgremium soll Empfehlungen abgeben, „wo und wie die Technologie eingesetzt werden kann und soll“.

Mehr Exzellenzförderung und „crazy ideas“

Auch das Wissenschaftsministerium hat im Vorfeld der Eröffnung der Technologiegespräche zu einer Pressekonferenz geladen, bei der neben Wissenschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) auch Robert-Jan Smits, Generaldirektor für Forschung und Innovation der EU-Kommission, anwesend war. Im Zentrum stand die Forschungsförderung. Man wolle weg von Durchschnitt und „Gießkanne“ hin zu einer Exzellenzförderung und „crazy ideas“, war man sich einig.

Im Dienste der „Exzellenzorientierung“ könnte sich Mahrer etwa eine Verdoppelung von eingeworbenen ERC-Grants (Förderungen des Europäischen Forschungsrats) von staatlicher Seite nach dem Vorbild des IST Austria vorstellen. Dieser „starke Anreiz“ soll aus der bereits beschlossenen Erhöhung des Uni-Budgets finanziert werden - am besten schon ab 2018.

Sendungshinweise

Ö1 berichtet in den „Journalen“ und in „Wissen aktuell“. „matrix“ und die „Dimensionen“ stehen am 25. bzw. 28. August im Zeichen der „Technologiegespräche“. Der „Ö1 Kinderuni Alpbach“ widmet sich die „Ö1 Kinderuni“ am 16. November. Auf science.ORF.at werden Interviews und Berichte publiziert. Im ORF-Fernsehen gibt es Berichte in den „Zeit im Bild“-Ausgaben, und auch der Teletext berichtet.

Die Universitäten sieht man auch seitens der EU als Baustelle - nicht nur in Österreich. „Die Modernisierung der Universitäten ist in ganz Europa zu langsam“, so Smits. „Die Curricula und die Anreizsysteme sind sehr altmodisch, mehr als 70 Prozent der Absolventen in der EU empfinden ihr Studium im Rückblick als nicht ganz passend und als methodisch überholt.“ Speziell in Österreich bräuchte man „Zugangsmanagement“, um „nur den besten Studenten Zugang zu geben“. Angesichts der EU-Spitzenplätze Österreichs bei Ausgaben für Forschung und Entwicklung (Platz zwei hinter Schweden), bei der Einwerbung von ERC-Grants („Österreich heftet sich den Top drei an die Fersen“) sowie der hohen Summen, die aus dem EU-Förderprogramm Horizon 2020 ins Land geflossen sind, sei es erstaunlich, dass sich im neuen Shanghai-Ranking keine österreichische Universität unter den Top 100 befinde, fand Smits.

„Spin-Off-Initiative“

Mahrer erwartet außerdem, dass sein Ressort in den kommenden Jahren sieben bis zehn Milliarden Euro in den flächendeckenden Ausbau der digitalen Infrastruktur investieren muss. „Da sind wir im letzten Viertel von Europa - es ist Zeit, die Wahrheit zu sagen.“

Für eine bessere Anbindung an die Wirtschaft gibt es demnächst eine neue „Spin-Off-Initiative“, die Unternehmungsgründungen aus Forschungsgruppen mittels Mentoringprogramm und Finanzierungshilfe fördern soll. Drei Mal fünf Millionen Euro sind für zunächst drei Jahre vorgesehen. Schon im September startet der erste Call.

Bereits im kommenden Jahr steht freilich Österreichs EU-Ratspräsidentschaft ins Haus, in der auch für den Forschungsbereich wichtige Hürden anstehen. „Der Verhandlungsstart für den EU-Finanzrahmen fällt in diese Zeit - wir erwarten, dass es nach dem enormen Erfolg für Horizon 2020 deutlich mehr Budget geben wird“, so Smits, der zumindest mit einer 25-prozentigen Erhöhung von 80 auf 100 Milliarden Euro rechnet. Mit den Brexit-Verhandlungen steht eine weitere mögliche Zäsur für den europäischen Forschungsraum zur Disposition. „Briten sind in fast jedem von uns finanzierten Projekt beteiligt und leiten etwa ein Drittel davon. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was es bedeuten würde, hier Barrieren einzuziehen.“

science.ORF.at/APA

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