HPV: Zahl der Rachenkarzinome steigt

Das Humane Papillomavirus (HPV) kann nicht nur Gebärmutterhalskrebs auslösen. Auch Rachenkarzinome können so entstehen. Und hier steigen die Fallzahlen - vermutlich wegen Änderungen im Sexualverhalten.

An sich hat das körpereigene Immunsystem das Potenzial, die Humanen Papillomaviren abzuwehren. Das heißt: Haben sich die Viren in die Schleimhaut eingenistet, kann es gut sein, dass sie auch wieder verschwinden. Doch das funktioniert nicht immer. Bleibt die HPV-Infektion, vermehren sich die Viren in den menschlichen Zellen - und dabei kann es zu bösartigen Veränderungen kommen.

Ursache: Oralsex und wechselnde Partner

Hauptursache für eine HPV-Infektion im Rachenbereich ist Oralsex, vor allem bei häufig wechselnden Sexualpartnerinnen und -partnern. Schätzungen sprechen von mehr als sechs Sexualpartnern pro Jahr. Dass es heute mehr durch HPV verursachte Rachentumore gibt als früher, dürfte also vor allem daran liegen, dass sich die Sexualpraktiken verändert haben.

Ö1-Sendungshinweis

Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 12.9.

Dass die Fallzahlen steigen, wissen HNO-Mediziner wie Dietmar Thurnher, Vorstand der Universitätsklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde der Medizinischen Universität Graz, aus epidemiologischen Studien. Sie zeigen, dass diese Tumorart zunimmt. In den USA geht man davon aus, dass es im Jahr 2020 mehr durch HPV verursachte Mund- und Rachenkarzinome geben wird als Fälle von Gebärmutterhalskrebs. „Mit den Daten, die wir haben, müssen wir davon ausgehen, dass das für Europa und jetzt insbesondere im deutschsprachigen Raum, genauso zutrifft“, so Thurnher bei einem Pressegespräch im Vorfeld des Jahreskongresses der Österreichischen HNO Gesellschaft.

Der typische Patient ist 40 oder jünger

Der typische Patient mit einem HPV-positiven Rachenkarzinom ist männlich und 40 Jahre alt oder auch jünger. Denn Männer sind häufiger betroffen. Eine Impfung, die gegen einige gefährliche Stämme des Virus schützt, gibt es. Die dient zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs, ist aus Sicht der Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde aber genauso wichtig, betont Thurnher.

Für neun- bis zwölfjährige Kinder ist die HPV-Impfung in Österreich kostenlos. Die sollte wenn möglich vor dem ersten Sexualkontakt erfolgen. „Wir wissen, dass die Wirkung der Impfung dann am besten ist“, so der Mediziner. Deswegen gilt das Impfprogramm auch für Schulkinder und richtet sich an Mädchen und Buben.

Der 61. Österreichische HNO-Kongress findet von 13. bis 16. September in Wien statt.

Prognose bei Rachenkarzinom gut

Kommt es zu einem HPV-positiven Rachenkarzinom ist zumindest die Prognose relativ gut: Die Tumore reagieren gut auf Bestrahlung und Chemotherapie. Im Vergleich zu anderen Krebsarten stehen die Heilungschancen damit vergleichsweise gut. „Natürlich hätte man den Tumor ohne HPV-Infektion nicht, aber es ist auf jeden Fall prognostisch besser, wenn wir das HPV-Virus nachweisen können“, so Thurnher weiter.

Um die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs im Zusammenhang mit HPV zu vermeiden, werden regelmäßige Abstriche beim Gynäkologen empfohlen. Im Hals- und Rachenbereich wäre das allerdings nicht zielführend, so der HNO-Arzt. Denn HPV-Infektionen sind dort schwieriger festzustellen und verschwinden auch öfter als Folge der Immunabwehr. Wer in die Risikogruppe fällt und ein Fremdgefühl im Hals hat, das über mehrere Wochen anhält, sollte allerdings eine HNO-Ärztin bzw. einen -Arzt aufsuchen.

Marlene Nowotny, Ö1-Wissenschaft

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