170 vorzeitige Todesfälle durch Diesel

170 vorzeitige Todesfälle pro Jahr gehen in Österreich auf das Konto von Stickoxiden aus Dieselfahrzeugen. Im Verhältnis zur Bevölkerung liegt Österreich damit leicht über dem europäischen Schnitt, wie eine Studie zeigt.

„Von Todesfällen ist mehr als die Hälfte zurückzuführen auf Grenzwertüberschreitungen der Dieselfahrzeuge im Realbetrieb. Und davon wären drei Viertel vermeidbar, wenn Dieselfahrzeuge so sauber wären wie Benzinfahrzeuge“, sagt Jens Borken-Kleefeld, Luftqualitätsexperte vom Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg und Autor der Studie.

Studie

„Impact of excess NOx emissions from diesel cars on air quality, publichealth and eutrophication in Europe“, 18.9.2017, Environmental Research Letters

Durch die Verbrennung von Diesel entstehen Stickoxide (NOx), Vorläufersubstanzen von Feinstaub und bodennahem Ozon. Sie belasten Lunge und Herz, können Asthma, Bronchitis und Herzinfarkt auslösen. In Österreich fahren mehr als 70 Prozent der Pkws mit Diesel. Dass das Land bei den vorzeitigen Todesfällen trotzdem nur knapp über dem europäischen Schnitt liegt, ist vor allem auf das günstige Klima zurückzuführen, so Borken-Kleefeld: „Wien etwa als größtes Ballungszentrum ist sehr windig. Deshalb haben wir hier eine relativ gute Luftqualität trotz der hohen Bevölkerungsdichte.“ Und damit fallen auch die vorzeitigen Todesfälle entsprechend niedriger aus.

Grafik der Studie

Jonson et al 2017

Stickoxide von Dieselautos 2013 in Europa: je wärmer die Farben, desto größer die Belastung

Italien, Frankreich, Deutschland

Ganz anders etwa die Situation in Norditalien, wo sich die schlechte Luft in den Großstädten staut. Italien gehört mit Deutschland und Frankreich zu jenen Ländern mit den meisten Todesfällen durch Dieselabgabe, laut Studie hätten dort knapp 3.500 Todesfälle vermieden werden können, wären die Abgasnormen eingehalten worden. Da sind die exportierten Schadstoffe noch gar nicht mitgezählt: „Es gibt Studien, die etwa für Deutschland ausgerechnet haben: Nur rund die Hälfte der vorzeitigen Todesfälle fallen in Deutschland an. Die Emissionen der deutschen Fahrzeuge führen noch einmal zu derselben Zahl an Todesfällen in den Nachbarländern.“

Im Verhältnis zur Bevölkerung gibt es die meisten vorzeitigen Todesfälle in Italien, der Schweiz und Belgien. Während die Belastung in Italien und Belgien mit einem hohen Anteil an Dieselfahrzeugen „hausgemacht“ ist, zeigt sich in der Schweiz ein anderes Phänomen: Die stark belasteten Länder exportieren einen Teil ihrer Emissionen, im Fall der Schweiz sind es Italien und Frankreich, die für eine entsprechende Zusatzbelastung sorgen.

Ein - vermeidbarer - Teil des Problems

Zwar sind die dieselbedingten Stickoxide nur einen Teil des Problems Luftverschmutzung. Die Studie zeige aber einmal mehr, dass sie konkrete Folgen haben: „Man kann ausrechnen, wie viele vorzeitige Todesfälle einer unnötigen, überhöhten, vermeidbaren Luftverschmutzung zuzurechnen sind.“

In ganz Europa wären 5.000 Todesfälle vermieden worden, wären die Abgaslimits für Dieselautos eingehalten worden, und noch mehr - nämlich 7.500 -, wären die Autos in den vergangenen Jahren mit Benzin statt Diesel gefahren. Ein Ende der steuerlichen Privilegien für Diesel sollte die logische Folge sein, so Studienautor Borken-Kleefeld.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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