„Cassini“ ist Geschichte

Die Raumsonde „Cassini“ hat jahrelang spektakuläre Erkenntnisse geliefert: vom Saturn, seinen Ringen und seinen Monden. Freitagnachmittag ist sie nun wie geplant in der Atmosphäre des Gasplaneten verglüht.

Die Ingenieure der US-Weltraumbehörde NASA haben die Sonde kontrolliert auf den Saturn stürzen lassen. Knapp vor 14 Uhr MESZ erhielten sie das letzte Signal von „Cassini“: Radiowellen aus einer Höhe von rund 1.500 Kilometern über den Wolken des Planeten – 45 Sekunden danach brach die Sonde auseinander.

„Das ist ein bittersüßer, aber auch liebevoller Abschied von einer Mission, die unglaublich viele Entdeckungen gemacht hat, die unser Wissen über den Saturn und unser Sonnensystem verändert haben“, kommentierte Michael Watkins, der Direktor des Jet Propulsion Laboratory der NASA.

NASA-Illustration vom Countdown: 3.150 Meilen - wenige Sekunden - vor dem Verglühen

NASA/Jet Propulsion Laboratory-Caltech

Countdown: 3.150 Meilen bzw. zwei Minuten 27 Sekunden vor dem Verglühen

Bis zum letzten Moment hatten die Forscher die Sonde optimal ausgerichtet, um Daten über die Zusammensetzung der Atmosphäre des Planeten zu sammeln. Einige der letzten Bilder, die die NASA präsentierte, zeigten Saturnringe und den Mond Titan.

Mit einer Geschwindigkeit von über 120.000 km/h stürzte die Sonde auf den Planeten. Wirklich Schluss ist mit „Cassini“ noch nicht, denn die Auswertung der aktuellen Daten wird noch Monate dauern – und zahlreiche Publikationen und neue Erkenntnisse nach sich ziehen.

Eines der letzten "Cassini"-Bilder vom Saturn

NASA/Jet Propulsion Laboratory-Caltech

Eines der letzten „Cassini“-Bilder vom Saturn

“Vollgepackt mit Premieren“

Begonnen hatte alles am 15. Oktober 1997: Von Cape Canaveral in Florida startete die fast vier Milliarden Dollar teure Mission, an der Tausende Mitarbeiter aus über 20 Ländern beteiligt waren. Mit an Bord waren auch vier österreichische Forschungsprojekte.

2004 war die Sonde in der Umlaufbahn des Saturns angekommen, im Jänner 2005 landete die Tochtersonde „Huygens“ auf dem Saturnmond Titan. Aus Sicht der beteiligen Forscher und Forscherinnen wurden alle Erwartungen erfüllt. „Die Mission war vollgepackt mit wissenschaftlichen Premieren“, sagt die NASA-Managerin Linda Spilker.

Noch nie zuvor hatte sich eine Sonde in die Region der Saturnringe gewagt. „Cassini“ hat das Verständnis über den Planeten revolutioniert und einiges entdeckt, was Forscher begeisterte - etwa neue Ringe, einen Ozean auf dem Mond Enceladus, der möglicherweise Leben zulassen könnte, und flüssige Methanseen auf dem Mond Titan.

Zum Schluss war „Cassini“ 22-mal mit spektakulären Manövern zwischen dem Saturn und seinen Ringen hindurchgetaucht. Teils lag die Flughöhen nur rund 1.700 Kilometer über der obersten Wolkendecke des Planeten.

"Abschiedsfoto" vom Titan

NASA

„Abschiedsfoto“ vom Titan

Absturz, damit nichts verunreinigt wird

Die Existenz flüssigen Wassers auf den Saturnmonden Enceladus und Titan nährte die Vermutung, dass sie günstige Bedingungen für das Entstehen von Leben bieten könnten. Das ist auch der Grund, warum die Mission nun so geendet hat.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichten auch die Ö1-Journale, 15.9., 7.00 Uhr.

Denn die Alternative, die Raumsonde mit den letzten Treibstoffreserven auf eine mehr oder weniger stabile Umlaufbahn um den Saturn zu bringen, barg ein entscheidendes Risiko: „Durch kleine Störungen könnte die Sonde im Laufe der Zeit vom Kurs abkommen, auf einen der Monde stürzen und diesen kontaminieren,“ wie Forscher des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen mitteilten.

Nach NASA-Angaben sei es nämlich durchaus denkbar, dass irdische Mikroben an Bord von „Cassini“ die lange Reise durchs Weltall überlebt hätten. Der Sturzflug in den Gasplaneten bot somit die sicherste Möglichkeit einer „umweltschonenden“ Entsorgung der Sonde.

Künftige Missionen

Benannt wurde die Sonde nach dem italienischen Astronomen Giovanni Domenico Cassini. Im 17. Jahrhundert entdeckte dieser u. a. zwei Saturnmonde und die charakteristische Lücke in den Saturnringen.

Die 300 Jahre später mit Hilfe „seiner“ Sonde gewonnenen Erkenntnisse sollen in künftige Missionen einfließen - zum Beispiel in die „Europa Clipper“-Sonde, die in den 2020er Jahren in Richtung Jupiter starten soll.

NASA-Forscher hoffen auch auf eine weitere Mission zum Saturn auf Basis der „Cassini“-Erkenntnisse sowie zu den bisher noch nicht ausgiebig aus der Nähe erforschten Planeten Uranus und Neptun.

science.ORF.at

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