Bakterien helfen einander gegen Antibiotika

An vielen Infektionen ist nicht nur eine Bakterienart beteiligt, sondern gleich mehrere. Sie bilden kleine Ökosysteme im Menschen, den sie krank machen, und helfen einander im Kampf gegen Antibiotika, wie nun Forscher herausfanden.

Solche Ökosysteme zu stören könnte als neue Therapiestrategie verwendet werden, erklären sie in einer neuen Studie. Das Team um Tobias Bollenbach von der Universität Köln (früher Institute of Science and Technology (IST) Austria) isolierte bei 23 Patienten mit polymikrobiellen Harntraktinfektionen 72 Krankheitserreger und untersuchte deren Wechselwirkungen.

In einzelnen Patienten waren es bis zu fünf unterschiedliche Bakterienarten, die einander mehr positiv als negativ beeinflussten. Manchmal wuchsen sie dadurch doppelt so schnell.

Bakterien gegen Bakterien einsetzen

Die Mikroben helfen einander auch gegen Antibiotika, die oft bei solchen Infekten eingesetzt werden, berichten die Forscher. Im einfachsten Fall geschieht das, wenn eine Bakterienart diese Wirkstoffe abbaut und dadurch die anderen davor schützt. Die Antibiotikaresistenz in solchen Bakteriengemeinschaften sei teils dreimal so hoch wie bei den einzelnen Arten.

Ökosysteme zu stören könnte hier etwas Positives bewirken. Denn dadurch würde man die Bakterien schwächen, und das Immunsystem hätte leichteres Spiel mit ihnen. Die Bakteriengemeinschaften können zum Beispiel destabilisiert werden, indem man fremde Arten einbringt, so die Wissenschaftler. Außerdem wäre es eventuell möglich, gefährliche Mikroben gegen harmlose auszutauschen, die dieselbe biologische Nische besetzen.

science.ORF.at/APA

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