Mondstation als ständiger Außenposten

Australien will eine eigene Raumfahrtbehörde, und Russland plant gemeinsam mit den USA eine ständig bemannte Raumstation in der Nähe des Mondes. Das sind die wichtigsten Neuigkeiten vom Internationalen Astronauten-Kongress, der derzeit stattfindet.

Erstmals sollen Astronauten in den Tiefen des Alls durchspielen, wie es ist, dort zu leben, zu arbeiten, dabei ganz auf sich selbst gestellt zu sein und nicht ständig mit Nachschub von der Erde rechnen zu können.

David Smitherman aus dem Büro für fortgeschrittene Konzepte beim Marshall Space Flight Center der US-Raumfahrtbehörde NASA in Huntsville, Alabama, erklärt die Aufgabe des Deep Space Gateway so: „Wir wollen einen ständig bemannten Außenposten im Weltraum errichten – so wie die Internationale Raumstation unser Außenposten in der Erdumlaufbahn ist.“ So etwas hätte die NASA gerne in den Tiefen des Alls, auf dem Mond und eines Tages auf dem Mars, sagt der US-Wissenschaftler.

Ein erster Schritt Richtung Mars

Das Deep Space Gateway wird ein Zwischenschritt sein auf dem Weg zu einer bemannten Mars-Basis. Das Gateway wird keine Station auf dem Mond werden, sondern eine Raumstation, die um den Mond kreist. Zwar wird sie kleiner werden als die ISS. Aber sie wird genauso modular aufgebaut sein.

Das heißt: Verschiedene Länder bauen verschiedene Module, die einzeln zu ihrem Einsatzort in der Nähe des Mondes transportiert werden, ergänzt James Engle, der Chef-System-Architekt des Luft- und Raumfahrtkonzerns Boeing im texanischen Houston. „Unser Konzept beruht auf den Möglichkeiten unserer neuen Schwerlastrakete, dem Space Launch System (SLS).“ Mit jedem Start will die NASA ein Element der neuen Station in Richtung Mond schießen. In der Orion-Kapsel, oben auf der Rakete, werden vier Astronauten sitzen, die dann mit jeweils einem Labor in der Nutzlastbucht der SLS zum Deep Space Gateway fliegen.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal: 28.9., 12 Uhr.

Die Orion-Kapsel ist das neue bemannte Raumschiff der USA, sozusagen der Nachfolger der Space Shuttles. Es ist jedoch zu klein, um sich dort für längere Zeit aufzuhalten. Deswegen benötigt die Mannschaft an Bord des Deep Space Gateways mehr Platz – zum Arbeiten und zum Wohnen. „Orion kann nur Vorrat für zwei Wochen mitnehmen“, gibt James Engle zu bedenken. „Deswegen brauchen wir ein Wohnmodul, um dort Verpflegung zu lagern und den Astronauten Platz zu bieten - denn sie werden sich dort für längere Zeit aufhalten.“ Auch über eine Luftschleuse zum Aussteigen in den offenen Weltraum soll das Deep Space Gateway verfügen und über einen Roboterarm, so wie die ISS.

Der erste Europäer auf dem Weg zum Mond

Noch ist nicht klar, welche Module Russland und welche die USA beisteuern. Auch Europa ist an dem Projekt interessiert. Als Gegenleistung für seine weitere Beteiligung an der ISS bis mindestens 2024 müssen die Europäer den Amerikanern nämlich etwas bieten, und zwar möglichst kein Geld.

Derzeit baut die europäische Weltraumagentur ESA zwei Antriebsmodule für das neue amerikanische Orion-Raumschiff. Danach könnte der Bau eines Moduls für die Mondstation Europas Gegenleistung sein. Und daraus ergäbe sich wiederum die Möglichkeit, dass sich Anfang des kommenden Jahrzehnts erstmals ein Europäer zum Mond aufmachen wird.

Der Zeitplan sieht vor, dass mit dem zweiten Start der SLS, im Jahr 2022, vier Astronauten einmal um den Mond herum fliegen. Dabei werden sie das erste Element des Deep Space Gateway in einer Mond-Umlaufbahn absetzen. Mit jedem weiteren SLS-Start sollen dann weitere Module zum Mond transportiert werden, in jährlichem Abstand.

Guido Meyer, science.ORF.at

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