Größtes Sonnenteleskop geplant

Wenn alles glattgeht, wird Europa etwa 2025 das größte je gebaute Sonnenteleskop auf den Kanarischen Inseln in Betrieb nehmen. Ob Astrophysiker der Universität Graz daran beteiligt sein werden, ist noch unklar.

Rund 200 Millionen Euro wird das High-Tech-Teleskop kosten, mit rund zwei Millionen Euro könnte Österreich dabei sein, sagt Arnold Hanslmeier vom Institut für Astrophysik an der Universität Graz. „Es wäre natürlich für Österreich sehr wichtig, an diesem europäischen Projekt von Anfang an dabei zu sein und zu einem relativ günstigem Einstiegspreis“, erklärt der Astrophysiker gegenüber science.ORF.at.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Morgenjournal am 9.10.2017 um 8:00 Uhr.

An den Vorarbeiten für das Sonnenteleskop - Baubeginn voraussichtlich 2021 - war Österreich im Rahmen von drei EU-Projekten bereits beteiligt. Insgesamt haben sich derzeit 14 Länder bereit erklärt, bei dem Projekt mitzumachen, allen voran Spanien und Deutschland.

Neuartige Technologie

Das Außergewöhnliche an dem neuen Teleskop ist einerseits - mit einem Durchmesser von 4,5 Metern - seine Größe und andererseits eine völlig neuartige Technologie, die die Qualität der Bilder enorm verbessern soll: „Man muss ich vorstellen, dass sich zwischen der Sonne und dem Beobachter auf der Erdoberfläche die Erdatmosphäre befindet - diese verursacht Turbulenzen. Daher sind Bilder, die wir von der Sonne auf der Erdoberfläche machen können, unscharf, verwackelt“, so Hanslmeier.

Um das zu kompensieren, sei eine sehr aufwendige Technik notwendig: die sogenannte multikonjugierte adaptive Optik. Dadurch werde man auf der Sonne Details erkennen, die etwa 50 Kilometer groß sind. Derzeit liege man bei 100 bis 150 Kilometern großen Details.

Lückenlose Beobachtung

Die Amerikaner bauen übrigens jetzt schon an einem großen Teleskop namens DKIST, das 2020 auf Hawaii seinen Betrieb aufnehmen soll. „Wenn Europa ein ähnlich großes Teleskop zur Verfügung hätte wie die Amerikaner, dann wäre eine fast lückenlose Beobachtung der Sonne - also unabhängig vom Tag- und Nachtrhythmus - möglich“, wie Hanslmeier ausführt.

Für Österreichs international anerkannte Sonnenforscher wäre eine Nicht-Beteiligung ein herber Rückschlag. „Wir würden dann zu Trittbrettfahrern degradiert werden, vielleicht einmal geduldet bei Beobachtungen, aber natürlich ohne fixes Anrecht auf bestimmte Beobachtungszeiten“ Ob die Grazer Astrophysiker dabei sein werden, ist noch offen. Heute haben erneut Gespräche mit dem Wissenschaftsministerium und der Akademie der Wissenschaften dazu stattgefunden.

Mehr Daten und gute Daten von der Sonne zu haben, sei nicht nur wissenschaftlich relevant, betont Hanslmeier; durch sie könne man etwa auch die Prognose von Sonnenstürmen verbessern, hier gebe es Aufholbedarf. Diese Stürme können auf der Erde zu massiven Stromausfällen oder im All zu Fehlfunktionen von Satelliten führen. Das derzeit größte Teleskop in Europa steht auf Teneriffa und hat einen Durchmesser von 1,5 Metern.

Ganz aktuell: Österreich ist an Bord in der Projektphase, das bestätigt uns die Uni Graz - und zwar wird sie pro Jahr 15.000 Euro bis zum Baubeginn im Jahr 2021 beisteuern um das Teleskop weiterzuentwickeln. Ob Österreich dann auch am Bau beteiligt sein wird - Stichwort: 2 Millionen Euro - das wird sich erst entscheiden, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium.

Gudrun Stindl, Ö1-Wissenschaft

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