UNEP-Bericht: Katastrophale Klimapolitik

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) warnt: Wenn die Staatengemeinschaft so weitermacht wie bisher, wird sie die Ziele des Klimaabkommens von Paris meilenweit verfehlen. Eine Umweltkatastrophe droht.

In Paris hatten die Staaten vereinbart, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, auf jeden Fall aber auf deutlich unter zwei Grad. „Es besteht dringend Bedarf, die kurzfristigen Maßnahmen zu beschleunigen und die langfristigen Ziele ehrgeiziger zu gestalten“, heißt es im „Emissions Gap Report“, den das Umweltprogramm in Genf vorgestellt hat.

Selbst bei Einhaltung aller bisher vorgelegten Klimaschutzzusagen wird sich die Erdtemperatur laut dem Report um mindestens drei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit erhöhen. Nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) ist sie bereits jetzt 1,2 Grad wärmer.

Stürme, Dürren, Überschwemmungen

Viele Wissenschaftler warnen schon bei plus 1,5 Grad bis Ende des Jahrhunderts vor für die Menschheit kaum tragbaren Folgen: Schmelzen der Eiskappen, Anstieg der Meeresspiegel, mehr Wetterextreme. Deshalb hatte sich die Weltgemeinschaft im Abkommen von Paris 2015 geeinigt, die Erderwärmung möglichst schon bei 1,5 Grad zu stoppen - das ist 0,3 Grad höher als derzeit.

„Die alarmierende Zahl und Intensität der extremen Wetterlagen 2017, etwa die Hurrikans, Dürren und Überschwemmungen, machen es noch dringender, baldigst zu handeln“, heißt es in dem Bericht. 2016 war das heißeste Jahr seit Beginn der Messungen 1880 und sogar das dritte Jahr in Folge, das den Rekord gebrochen hat.

Emissionen fast stabil

Die gesamten Treibhausgasemissionen - neben Kohlendioxid (CO2) auch Methan und N2O - blieben laut UNEP in den letzten Jahren fast unverändert. Sie entsprachen 2016 der Klimawirkung von 51,9 Gigatonnen CO2. 2014 waren es 51,7 Gigatonnen gewesen. Eine Gigatonne entspricht etwa den Emissionen in der Europäischen Union durch den Verkehr, einschließlich Flugzeugen, in einem Jahr.

Der weltweite CO2-Ausstoß von nun 35,8 Gigatonnen sei in den vergangenen drei Jahren relativ stabil geblieben. Ein Teil der Stabilisierung komme durch den Ausbau der erneuerbaren Energien, vor allem in China und Indien. Ein Grund zum Feiern sei das aber nicht: Wenn weiter Kohlekraftwerke gebaut würden, könne der Ausstoß schnell wieder nach oben gehen.

„80 bis 90 Prozent der weltweiten Kohlereserven müssen im Boden bleiben, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen“, so der Bericht. Würden alle 6.683 Kohlekraftwerke der Welt bis ans Ende ihrer geplanten Betriebszeit laufen, ergebe sich in der gesamten Zeit allein dadurch ein CO2-Ausstoß von geschätzten 190 Gigatonnen CO2. Zähle man noch die in Bau befindlichen und die geplanten Kraftwerke hinzu, seien es allein durch Kohlenutzung insgesamt 340 Gigatonnen.

Sollen vs. Wollen: Was zu tun wäre

Wenn das 1,5-Grad-Ziel erreicht werden soll, dürften im Jahr 2030 höchstens noch rund 37 Gigatonnen CO2-Äquivalent ausgestoßen werden. Bei Fortführung der heutigen Pläne dürfte der tatsächliche Ausstoß im Jahr 2030 aber 16 bis 19 Gigatonnen höher sein, berechneten die Klimaexperten.

Wird eine Erwärmung bis zwei Grad in Kauf genommen, könnten im Jahr 2030 zwar 42 Gigatonnen ausgestoßen werden. Aber auch dieses Ziel würde bei den bisher versprochenen Anstrengungen um elf bis 13,5 Tonnen verfehlt werden. Anders berechnet: Wenn das Klimaziel von 1,5 Grad erreicht werden soll, wäre das CO2-Budget für den Rest des Jahrhunderts bei gleich bleibenden Klimaschutzzielen bereits bis 2030 zu 100 Prozent aufgebraucht, bei einem Zwei-Grad-Ziel zu 80 Prozent.

Der Report zeigt auch konkrete Wege, wie Länder kostengünstig CO2 einsparen können. Erneuerbare Energien, mehr Energieeffizienz, Aufforstung und Vermeidung von Waldzerstörung könnten mit geringen Kosten umgesetzt werden oder sogar Gewinne bringen.

science.ORF.at/dpa

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