Mit Behinderung ins Ausland gehen

Damit Inklusion funktioniert, braucht es guten Willen - wie auch Geld. Das gilt nicht nur in der Schule oder am Arbeitsmarkt, sondern auch dann, wenn man ins Ausland gehen will. Das Mobilitätsprogramm Erasmus+ will hier finanzielle Hürden abbauen.

„Nur dort, wo alle – die Lehrer, Schüler und Eltern – eine positive Haltung haben, kann Inklusion funktionieren. Aber wenn das Geld nicht vorhanden ist, dann hilft auch der beste Wille nichts“, sagt Christian Klar, Schulleiter einer Neuen Mittelschule mit Integrationsklassen in Wien Floridsdorf.

Geld brauche es um die baulichen Voraussetzungen zu schaffen, für geeignete Unterrichtsmaterialien und für Fachkräfte. Es mangle oft an Psychologen, Krankenpflegern und speziell ausgebildeten Lehrern, sagt Klar: „Integration scheitert, wenn ein Schüler oder eine Schülerin eine bestimmte Medikation braucht, die ein Lehrer eigentlich nicht geben darf und es kein Geld gibt für eine Krankenschwester, die kommt und diese Medikation verabreicht.“

Sonderzuschüsse für Aufenthalt

Mit ähnlichen Problemen ist auch das Mobilitätsprogramm Erasmus+ des Österreichischen Austauschdienstes (ÖAD) konfrontiert, das europäische Austauschprojekte an Schulen, in der Ausbildung und in der Erwachsenenbildung fördert – sowohl für Lehrende als auch für Schüler.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 10.11., 13:55 Uhr.

Menschen mit Behinderung können Sonderzuschüsse beantragen. Ursula Panuschka von Erasmus+ sagt, dass dabei die Bedürfnisse von Fall zu Fall unterschiedlich seien. Sie erzählt das Beispiel von einem berufstätigen Mann im Rollstuhl, der einen Kurs in Großbritannien besucht hat: „Allein schon der Weg vom Hotel zum Kursanbieter war eine Herausforderung. Der junge Mann hat ein Mietauto gebraucht, das besonders auf seine Bedürfnisse zugeschnitten war. In solchen Fällen können wir über das Programm Erasmus+ Sonderzuschüsse vergeben.“

Keine allgemeine Regel für Inklusion

Es sei normal, dass man sich überwinden muss, um erste Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Für Menschen mit Behinderung sei die Hürde aber oft höher, etwa weil sie Unterstützung im Alltag brauchen: „Wir fördern auch Personen, die diese jungen Menschen begleiten bei ihren Auslandsaufenthalten. Es ist dann leichter, den Schritt zu wagen, über die Grenzen zu gehen, im wahrsten Sinne des Wortes“, sagt Panuschka. Die Förderungen von Erasmus+ für Menschen mit Behinderung nehmen vor allem Lehrlinge und Schüler in berufsbildenden Schulen wahr.

Individuelle Lösungen sind nicht nur in der Schule und bei Austauschprogrammen notwendig, sondern auch am Arbeitsmarkt. Schulleiter Klar sagt: „Man kann da keine allgemeine Regel definieren. Der Arbeitsplatz muss zu dem Jugendlichen mit Behinderung passen, damit man das umsetzen kann.“ Wenn ein Betrieb eine entsprechende Stelle habe, dann würde er auch davon profitieren. „Wir haben Kinder mit Lernbehinderungen in der Schule und die brauchen spezielle Ausbildungsstätten, zum Beispiel geförderte Lehrstellen.“ Inklusion müsse dafür aber eine gewisse Wertigkeit in der Gesellschaft und auch in der Politik einnehmen.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

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