Biolandbau könnte die Welt ernähren

Biologische Landwirtschaft ist gut für Umwelt, Tiere und Klima. Aber ob sie auch die wachsende Weltbevölkerung ernähren kann, wird immer bezweifelt. Forscher sagen nun: Es geht sich aus – aber nur unter bestimmten Bedingungen.

Es müsste deutlich weniger Nahrung im Abfall landen als bisher, und die Menschen dürften viel seltener Fleisch essen, schreiben die Forscher in einer neuen Studie. „Für Industrieländer wie Österreich bedeutet das statt fünf Mal Fleisch pro Woche nur noch eineinhalb Mal“, erklärt Karlheinz Erb, einer der Studienautoren, gegenüber science.ORF.at.

Dann könnten auch die neun Milliarden Menschen, die für Mitte des Jahrhunderts vorausgesagt werden, ausschließlich „bio“ ernährt werden, so der Nachhaltigkeitsforscher vom Institut für soziale Ökologie der Universität Klagenfurt.

Überdüngung, Stickstoff und Pestizide

Die heutige intensive Nahrungsmittelproduktion belastet die Natur, etwa durch Überdüngung, hohe Stickstoffüberschüsse und Pestizide im Boden. Diese negativen Auswirkungen könne man durch eine weltweite biologische Bewirtschaftung stark verringern.

Allerdings sind die Erträge bei Biolandbau im Durchschnitt geringer als in der konventionellen Landwirtschaft. Um herauszufinden, ob die Biovariante dennoch für die neun Milliarden Menschen des Jahres 2050 ausreicht (heute sind es 7,5 Milliarden), haben die Forscher eine Reihe von Computersimulationen durchgeführt.

Eine braune Kuh schaut in die Kamera

APA/dpa/Angelika Warmuth

Mehr Flächen – weniger Wälder

Herausgekommen sind zwei Hauptszenarien. Das erste: Wenn sich am Konsum nichts ändert und man dennoch auf „bio“ umstellen möchte, bräuchte man weltweit zwischen 16 und 33 Prozent mehr landwirtschaftliche Flächen als bisher. „Das ist prinzipiell möglich, aber dann kommt man vom Regen in die Traufe“, sagt Erb.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 14.11., 17:00 Uhr.

Denn es würde zwar einige positive Wirkungen haben – etwa weniger Stickstoff im Boden -, aber die zusätzlichen Flächen würden aller Voraussicht nach durch Rodungen von Wäldern geschaffen. „Am wahrscheinlichsten ist, dass davon die tropischen Regenwälder betroffen wären. Und das hätte extreme ökologische Nachteile, die die Vorteile des biologischen Landbaus wettmachen würden“, so Erb.

Weniger Fleisch, weniger Abfall

Im zweiten Szenario bleiben die Flächen gleich, dafür müsste sich der Konsum ändern. Die Menschen müssten dann zwei Drittel weniger Fleisch und andere tierische Produkte (Milch etc.) verbrauchen als heute. „Das ist der weltweite Durchschnitt“, sagt Erb. „Bei Ländern im globalen Süden, wo heute schon viel weniger tierisches Eiweiß konsumiert wird, wird sich nicht viel ändern. In den OECD-Ländern wie Österreich hingegen müsste sich der Fleischkonsum um drei Viertel reduzieren.“

Zudem müsste um die Hälfte weniger Nahrung im Abfall landen als bisher. Die meisten Nahrungsmittelabfälle entstehen entlang der Produktionskette, und hier gäbe es noch großes Optimierungspotenzial, so Erb.

Außerdem sollte man Ackerland nicht für den Anbau von Nutztierfutter verschwenden. Dadurch würde genug Fläche frei, dass allumfassender Biolandbau möglich ist. Außerdem könnte man dann mehr Hülsenfrüchten und anderen eiweißreiche Pflanzen kultivieren, um eine Verringerung von tierischen Eiweißstoffen in der Ernährung zu kompensieren.

Fazit des Nachhaltigkeitsforschers Erb: „Biologische Landwirtschaft kann die Welt ernähren und damit zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Aber es braucht flankierende Maßnahmen, die nicht die Produktion betreffen, sondern den Konsum.“

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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