Unterwasserlärm bedroht Meereslebewesen

Schiffsverkehr, Tourismus und die Suche nach Öl verursachen Lärm in den Ozeanen und erschrecken ihre Bewohner. NGOs warnen nun vor einer weiteren Zunahme des Lärms und zeigen mögliche Abhilfen.

Im Rahmen eines Workshops diskutierten diese Woche rund 70 Experten und Expertinnen in Split über die massiven Auswirkungen von Unterwasserlärm auf die marine Artenvielfalt. Der geografische Fokus lag auf südosteuropäischen Gewässern.

Schallkanonen zur Ölsuche

Obwohl sich 2015 im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens 195 Staaten zu einer Abkehr von fossilen Brennstoffen bekannt haben, wird die weltweite Energienachfrage weiterhin zu einem großen Teil aus fossilen Brennstoffen gedeckt (86 Prozent). Öl- und Gasgesellschaften suchen nach neuen fossilen Lagerstätten und führen aus diesem Grund seismische Messungen durch.

Luftdruckwellen und seismische Sprengungen werden unter Wasser zur Erkundung von Erdöl- und Erdgas-Lagerstätten verwendet. Bei der Suche nach Öl werden etwa Schallkanonen eingesetzt, die über mehrere Wochen bzw. Monate hinweg alle zehn bis zwölf Sekunden einen gegen den Meeresboden gerichteten Explosionsschall mit bis zu 260 Dezibel ins Meer aussenden, beschrieben die Veranstalter.

Strandung von Walen und Delfinen

Die Lärmbelastung stellt eine große Bedrohung für jene Meeresbewohner dar, die Schall zur Futtersuche, Kommunikation und Navigation nützen: physische Schäden, Stress oder Verhaltensänderungen sind die Folge. So komme es etwa zu einer häufigen Strandung von Walen und Delfinen.

„Viele Staatenvertreter waren da, um zu lernen, wie etwa Gutachten zu bewerten sind. Diese sind oft voller Fehlinformationen. Ein aktueller Antrag zur Ölsuche in den Gewässern Montenegros ignoriert zum Beispiel Sichtungen der am meisten bedrohten Meeressäugerart im Mittelmeer, der Mönchsrobbe“, berichtete OceanCare-Sprecher Nicolas Entrup.

Aktuell bzw. zukünftig im Visier der Ölindustrie sind laut OceanCare Montenegro, Italien, Zypern, Malta und Griechenland. Dort gebe es aber oft weder ein entsprechendes Problembewusstsein noch die nötige Transparenz.

Schutz soll rechtlich verankert werden

Im Oktober 2017 verabschiedeten Vertreter von 120 Staaten im Rahmen einer Tagung der Bonner Konvention Richtlinien, wie Umweltverträglichkeitsprüfungen bei lärmverursachenden Aktivitäten durchgeführt werden sollen. Diese Richtlinien in nationales Recht zu verankern, wäre laut Entrup eine wichtige Maßnahme.

Weiters müsse es eine Verpflichtung geben, Technologien zu entwickeln, die leiser sind als die aktuell genutzten Schallkanonen, betonte Entrup. Auch solle es eine Einigung geben, welche Mittelmeer-Regionen man von Rohstoffsuche definitiv ausschließt. Als sehr positives Zeichen wertete Entrup die hohe Bereitschaft zum Dialog der Workshopteilnehmer.

Bei dem Workshop befassten sich 62 Teilnehmer aus 17 Staaten, darunter Wissenschaftler und Interessenvertreter aus Politik und Wirtschaft, mit dem Thema Unterwasserlärm. Organisiert wurde das Treffen von den Naturschutzorganisationen OceanCare und Natural Resources Defense Council (NRDC) mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

science.ORF.at/APA

Mehr zu dem Thema: