Ernährung könnte multiple Sklerose begünstigen

Eine neue Studie liefert Hinweise auf den Zusammenhang zwischen ungesunden Essgewohnheiten und multipler Sklerose. Vermutet wurde das schon länger. Hinreichend belegen können die Forscher den Zusammenhang allerdings nicht.

Die Medizin steht vor vielen Rätseln, wenn es um multiple Sklerose geht, eine Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Entzündung des Nervensystems führt. Nach wie vor ist unklar, warum die Krankheit ausbricht und warum sie bei manchen Patienten langsam verläuft, während sich bei anderen der Zustand schnell verschlechtert und zu schweren Behinderungen führt.

Am Anfang stehen oft Probleme beim Sehen oder bei der Bewegung der Hände. Spätere typische Symptome sind beispielsweise Gehbehinderungen, körperliche und psychische Ermüdung, kognitive Störungen und Depression.

Wissenschaftler vermuten, dass die Ernährung Ausbruch und Verlauf der Krankheit beeinflussen könnte. Eine aktuelle Studie der American Academy of Neurology fügt sich in dieses Bild: Patienten mit multipler Sklerose, die sich gesund ernähren, sollen seltener von einem schnelleren Krankheitsverlauf und schweren Behinderungen betroffen sein als Patienten, die sich ungesund ernähren.

Die Essgewohnheiten der 7.000 Studienteilnehmer haben die Wissenschafter rund um die Neurologin Kathryn Fitzgerald von der Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore mittels Fragebogen erhoben. Ergebnis: Wer viel Obst, Gemüse, Milchprodukte und Vollkornprodukte, aber wenig rotes Fleisch und zugesetzten Zucker konsumiert, ist durch die Krankheit um 20 Prozent weniger körperlich eingeschränkt. Auch vor Depressionen scheint gesunde Ernährung zu schützen.

Fleisch fördert Entzündungen

Die Studie sei allerdings noch kein Beweis für den Zusammenhang, sagt Fritz Leutmezer, Experte für multiple Sklerose an der Wiener Universitätsklinik für Neurologie: „Die Studienteilnehmer, die sich gesund ernährt haben, haben in der Regel auch weniger geraucht und mehr Sport getrieben. Diese Faktoren könnten auch ein Grund dafür sein, dass sie eine weniger aggressive multiple Sklerose haben.“

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 7.12., 13:55 Uhr.

Dennoch deute vieles darauf hin, dass die Ernährung ein Faktor ist, meint Leutmezer: „Gesättigte Fettsäuren, die vor allem in tierischen Fetten vorkommen, können Entzündungen – so auch die multiple Sklerose – fördern. In Japan beispielsweise, wo man sehr wenig Fett isst, kommt die multiple Sklerose kaum vor.“ Fisch und pflanzliche Öle hätten eine positive Wirkung, denn sie enthalten mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die Entzündungen hemmen.

„Die Bakterien im Darm können auch für die Entstehung der multiplen Sklerose mitverantwortlich sein. Und auch die Darmflora hängt von der Ernährung ab“, sagt der Neurologe. In afrikanischen Ländern südlich der Sahara, in denen man sich vorwiegend pflanzlich ernähre, hätte man eine gänzlich andere Darmflora als in Europa: Dort erkranke kaum jemand an multipler Sklerose.

Statistisch schwer belegbar

„Es gibt also viele Hinweise, allerdings ist der Zusammenhang statistisch schwer zu belegen, weil so viele andere Faktoren mitspielen.“ Denn auch genetische Ursachen und andere Einflüsse wie Rauchen und mangelnde Bewegung spielen eine Rolle.

Aber auch ohne Beweis nehme man die Sache mit der Ernährung ernst, erklärt der Mediziner. So biete die Multiple Sklerose Gesellschaft Wien eine spezielle Ernährungsberatung für Patienten mit multipler Sklerose an. „Viel Gemüse, wenig Fleisch, dafür mehr Fisch“ - das sei das Wichtigste.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

Mehr zu dem Thema: