Sex zwischen Affen und Hirschen

Sex zwischen nah verwandten Arten ist im Tierreich nicht ungewöhnlich. Was kanadische Forscher nun entdeckt haben, aber schon: Sie beobachteten mehrfach, wie Affenweibchen und Hirschmännchen gemeinsam „zur Sache gingen“.

Möglicherweise handelt es sich dabei um eine neue Verhaltensweise, die sich ausbreitet, mutmaßt ein Team um den Verhaltensforscher Jean-Baptiste Leca von der University of Lethbridge.

Bereits im April 2017 berichteten Kollegen in einer Studie von einem männlichen Makaken, der Sikahirschkühe auf Japan bestiegen hat. Dabei handelte es sich um einen in seiner Gruppe sehr niedrig gestellten Affen, der anderweitig nicht zur Kopulation kam – so die Erklärung der Forscher.

Hirsche behalten Contenance

Ob es sich dabei um einen anekdotischen Zufall handelt oder nicht, hat die Gruppe um Leca nun im zentraljapanischen Mino untersucht. Ihre Studie sei die erste quantitative zum Sexualverhalten zwischen einem nicht-menschlichen Primaten und einer Nicht-Primatenart.

Dabei beobachteten die Forscher eine Reihe von Fällen, in denen sich junge Schneeaffenweibchen auf die Rücken männlicher Sikahirsche setzten und rhythmische, eindeutig sexuelle Körperbewegungen machten. Wie auf dem Video unten zu sehen ist, lassen sich die Hirsche dadurch wenig aus ihrer Contenance bringen.

Da das Verhalten der Tiere in Mino bisher noch nicht bekannt war, könnte es eine neue Verhaltensweise sein, die sich durch Nachahmen sozial vererbt und ausbreiten wird. Warum sie das tun, ist laut den Forschern unklar.

Die Schneeaffen und die Hirsche leben seit Langem in Eintracht miteinander, auch das Reiten ist als Phänomen bekannt. Die in manchen Fällen eindeutig sexuelle Natur könnte eine Art Testversuch sein für die „echte“ Kopulation unter Artgenossen. Die genitale Stimulation auf dem Rücken der zumeist friedlichen Hirsche ist gefahrloser als Sex mit den oft aggressiven Männchen der gleichen Art.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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