Keine Aliens auf „Oumuamua“

Die Hoffnung, dass ein kürzlich an der Erde vorbeigesegelter Asteroid Hinweise auf außerirdische Intelligenz trägt, hat sich zerschlagen. „Oumuamua“ ist laut einer neuen Studie eindeutig ein natürlicher Himmelskörper – für Astronomen dennoch sehr spannend.

Eine Premiere kann man dem Asteroiden nicht mehr nehmen: Er ist der erste Besucher aus einem anderen Sonnensystem, der eindeutig als solcher erkannt wurde.

Der Brocken war am 19. Oktober mit dem Pan-STARRS1-Teleskop auf Hawaii entdeckt worden. In einer rekordverdächtig schnell erschienenen Studie räumt ein Astronomenteam um Alan Fitzsimmons von der Queen’s University Belfast nun mit der Hoffnung mancher Forscher auf, die ihn auf mögliche Funksignale abgehorcht haben - für den Fall, dass es sich um ein außerirdisches Raumschiff handeln sollte. Hinweise auf Funkverkehr ergaben sich nicht.

Unzerbrochen dank Schutzschicht

„Oumuamua“ ist ein zigarrenförmiges, etwa 400 Meter langes Objekt. Am 9. September ist er in nur einem Viertel der Erdentfernung an der Sonne vorbeigeflogen und dabei auf bis zu 300 Grad Celsius erhitzt worden. Dadurch hätte er auftauen und möglicherweise sogar zerbrechen können, da Astronomen davon ausgehen, dass derartige Objekte zu einem erheblichen Anteil aus Eis bestehen.

Video: „Oumuamua“ vor dem Hintergrund der Sterne (Copyright: A. Fitzsimmons, QUB/Isaac Newton Group, La Palma)

„Oumuamua“ besitze jedoch eine isolierende Schutzschicht aus Kohlenstoffverbindungen, berichten die Wissenschaftler um Fitzsimmons in ihrer Studie. Diese organische, also kohlenstoffreiche Schutzschicht sei vermutlich die Folge eines Millionen oder Milliarden Jahre langen Beschusses mit kosmischer Strahlung während der Reise durch den interstellaren Raum.

Berechnungen der Forscher zufolge reicht eine organische Schutzschicht von rund einem halben Meter Dicke, um ein möglicherweise eisreiches Inneres des Asteroiden vor dem Verdampfen zu bewahren.

Wie Objekte in Randzonen unseres Sonnensystems

Die Schutzschicht sei der Oberfläche von Kleinkörpern aus den Randbezirken unseres eigenen Sonnensystems ähnlich, betonen die Astronomen. Diese Kleinkörper seien ebenfalls von kohlenstoffreichem Eis bedeckt, dessen Struktur durch kosmische Strahlung verändert wurde. Auch die rotgraue Farbe gleiche derjenigen eisiger Objekte aus den Außenbezirken unseres Systems, sogenannten Planetesimalen.

„Wir haben entdeckt, dass dies ein Planetesimal mit einer gut durchgebackenen Kruste ist, das sehr wie die kleinsten Welten in den Außenregionen unseres Sonnensystems aussieht“, erklärt Fitzsimmons Universitätskollegin Michele Bannister in einer Aussendung. „Es ist faszinierend, dass das erste entdeckte interstellare Objekt so sehr wie eine winzige Welt aus unserem eigenen Heimatsystem anmutet.“

Das lege nahe, dass sich die Planeten und Asteroiden unseres Systems sehr ähnlich gebildet haben wie in Systemen um andere Sterne. Astronomen schätzen, dass im Schnitt rund einmal pro Jahr ein interstellarer Besucher wie „Oumuamua“ unser Sonnensystem durchkreuzt.

science.ORF.at/dpa

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