Mehr Wettbewerb in der Forschung

Die gleiche Forschungsquote wie unter Rot-Schwarz, aber mehr Planungssicherheit, Wettbewerb und Anwendungsorientierung: Das sieht das Regierungsprogramm von ÖVP und FPÖ vor. Die Förderorganisationen reagieren darauf positiv.

Die Forschungsstrategie von ÖVP und FPÖ steckt im Regierungsprogramm im Kapitel „Innovation und Digitales“. Hier ist genauso vom Ausbau der Breitbandversorgung und der Digitalisierung der Verwaltung die Rede, wie von einem neuen „Forschungsfinanzierungsgesetz“. Das soll den Forschungsförderagenturen und der außeruniversitären Forschung mehr Planungssicherheit bringen.

Budget auf drei Jahre festlegen

Im Regierungsprogramm ist von einem periodischen Finanzierungspakt die Rede, der zumindest die folgenden drei Jahre halten soll. Das langfristige Ziel ist eine Forschungsquote von 3,76 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Diese Quote wurde bereits 2011 in Jahren von Rot-Schwarz festgelegt, doch noch nicht erreicht. Wie schnell man sich diesen Ausgaben von rund 15 Milliarden Euro nähern möchte, steht noch nicht fest. Es gibt nur die Absicht, die Forschungsausgaben jährlich zu steigern. Derzeit werden 3,14 Prozent des BIP für Forschung und Entwicklung aufgewendet.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 20.12. um 12:00

Klement Tockner, Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, begrüßt das Vorhaben, mehr Planungssicherheit in die Forschungsförderung zu bringen und hofft auf mehr Mittel für Grundlagenforschung und Wettbewerb. „Es braucht eine andere Balance zwischen anwendungsorientierter und Grundlagenforschung sowie zwischen wettbewerblichen Mitteln und Grundfinanzierung“, so Tockner.

Auch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG, die anwendungsorientierte, industrienahe Forschung fördert, zeigt sich in einer Stellungnahme gegenüber Ö1 erfreut über die in Aussicht gestellte Planungssicherheit. Die Regierung adressiere mit Digitalisierung, Quantenforschung, Mobilität, Energie und Internationalisierung die richtigen Schwerpunktthemen für den Standort Österreich.

Wirtschaftliche Anwendung vor Augen

In den nächsten Jahren könnten FWF und FFG tatsächlich mehr Budget bekommen. Laut Programm plant die Regierung alle zusätzlichen Mittel, sofern möglich, im Wettbewerb zu vergeben. Konkrete Zahlen gibt es allerdings noch nicht.

Wiederholt im Regierungsprogramm zu lesen ist, dass Brücken zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung angestrebt werden, dass die Grundlagenforschung mit einer entsprechenden Verwertung von Forschungsergebnissen verknüpft sein soll. Klement Tockner sieht darin ein Bekenntnis zur Spitzenforschung.

Anton Zeilinger, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, betont in diesem Zusammenhang, dass die Grundlagenforschung frei und erkenntnisgeleitet sein soll. „Sie muss frei von anwendbaren Zielen sein, weil es hat sich immer wieder gezeigt, dass die größten Anwendungen die völlig unerwarteten waren“, so der Physiker.

Förderung verschlanken

Was im Programm außerdem zu finden ist, sind Sparvorschläge. Das allgemeine Thema der Verschlankung findet sich auch hier, etwa in Bezug auf eine mögliche Zusammenlegung der verschiedenen Forschungsförderungseinrichtungen. Ein Vorschlag, den Klement Tockner an sich gut findet. Man müsse aber die Vielfältigkeit der Forschungsförderung erhalten. Jede Agentur decke ein eigenes Segment ab und das sehr kompetent.

Vom Ressort her sind die Forschungsförderer in jedem Fall getrennt. Der FWF gehört wie Akademie der Wissenschaften und die Universitäten zum Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG und die Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft, die beide wirtschafts- bzw. industrienahe Forschung fördern, gehören zukünftig zu zwei Ministerien, jenem für Verkehr und jenem für Digitalisierung.

Eine weitere Verschlankung hat die Regierung ebenfalls geplant: Der Forschungsrat, der Wissenschaftsrat und das ERA Council für europäische Forschungsfragen sollen zusammengelegt werden. Kritiker monieren, dass das eine Opposition gegen die Forschungspolitik der Regierung schwächen könnte.

Marlene Nowotny, Ö1 Wissenschaft

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