Wie Viren chronisch werden

Chronische Virusinfektionen wie HIV oder Hepatitis gehören weltweit zu den größten Gesundheitsproblemen. Wiener Molekularbiologen haben nun weitere Hinweise gesammelt, was zu solchen nicht ausheilenden Infektionen führen kann.

Als Modell haben die Wissenschaftler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der ÖAW das Lymphozytäre-Choriomeningitis-Virus (LCMV) verwendet. Es dient seit mehr als 80 Jahren als Modell für die Erforschung chronischer Virusinfektionen. Das Team um Andreas Bergthaler hat nun erstmals alle Interaktionspartner der viralen Polymerase bestimmt, ein Schlüsselenzym in der Entstehung einer chronischen Infektion.

Interaktom von Viren

CeMM/Bojan Vilagos

Viren und ihre Interaktionspartner

Die Wissenschaftler entwickelten ein neues experimentelles Verfahren, um die Interaktionspartner des Virus in der Zelle zu bestimmen. So gelang es ihnen, alle Proteine der Zelle, die an die Polymerase des Virus binden, zu erfassen und eine komplette Interaktionskarte für das Enzym zu erstellen. Einige der gefundenen Proteine stellten sich dabei als entscheidend für den Lebenszyklus des Virus heraus.

„Wir konnten mit der von uns entwickelten Methode zeigen, dass manche Proteine, wie z.B. DDX3X, einen proviralen Effekt haben - also wichtige Bindungspartner für das Virus sind, um sich einnisten zu können. Andere dagegen, wie das TRIM21-Protein, wirken eher antiviral, dienen also der intrazellulären Virenabwehr“, erklärt Erstautorin Kseniya Khamina. „Mäuse, denen das TRIM21-Protein komplett fehlt, konnten sich deshalb schlechter gegen eine chronische LCMV-Infektion verteidigen.“

science.ORF.at/APA

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