Wie Viren chronisch werden
Als Modell haben die Wissenschaftler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der ÖAW das Lymphozytäre-Choriomeningitis-Virus (LCMV) verwendet. Es dient seit mehr als 80 Jahren als Modell für die Erforschung chronischer Virusinfektionen. Das Team um Andreas Bergthaler hat nun erstmals alle Interaktionspartner der viralen Polymerase bestimmt, ein Schlüsselenzym in der Entstehung einer chronischen Infektion.
CeMM/Bojan Vilagos
Die Wissenschaftler entwickelten ein neues experimentelles Verfahren, um die Interaktionspartner des Virus in der Zelle zu bestimmen. So gelang es ihnen, alle Proteine der Zelle, die an die Polymerase des Virus binden, zu erfassen und eine komplette Interaktionskarte für das Enzym zu erstellen. Einige der gefundenen Proteine stellten sich dabei als entscheidend für den Lebenszyklus des Virus heraus.
Die Studie
"Characterization of host proteins interacting with 1 the lymphocytic choriomeningitis virus L protein“, PLOS Pathogens, 20.12.2017
„Wir konnten mit der von uns entwickelten Methode zeigen, dass manche Proteine, wie z.B. DDX3X, einen proviralen Effekt haben - also wichtige Bindungspartner für das Virus sind, um sich einnisten zu können. Andere dagegen, wie das TRIM21-Protein, wirken eher antiviral, dienen also der intrazellulären Virenabwehr“, erklärt Erstautorin Kseniya Khamina. „Mäuse, denen das TRIM21-Protein komplett fehlt, konnten sich deshalb schlechter gegen eine chronische LCMV-Infektion verteidigen.“
science.ORF.at/APA