Champagner: Qualität kann man hören

Zu Silvester mit teurem Champagner anstoßen oder mit billigem Schaumwein? Den Unterschied kann man hören - und zwar am Klang der sprudelnden Bläschen. Als Faustregel gilt: Hohe Qualität zeigt sich an hohen Tönen.

Hochwertiger Champagner zeichnet sich einer Theorie zufolge dadurch aus, dass die aufsteigenden Kohlensäurebläschen kleiner sind. Sie deuten auf einen langen Gärprozesses hin, der dem Schaumwein seine Qualität verleihen soll. Und das klingt so:

Der Klang ist heller als bei billigem Schampus, wie Forscher vor Kurzem bei der Jahrestagung der Acoustical Society of America in New Orleans berichtet haben. Einen billigen Sprudel erkennen Sie wiederum, wenn es im Glas in etwa so klingt:

Für das menschliche Ohr ist der genaue Unterschied nur schwer erkennbar. In der Computeranalyse wird er allerdings deutlicher, erklärt der Akustiker Kyle Spratt.

Unter-"Champagner"-Mikrofon

Kyle Spratt

Unter-Champagner-Mikrofon

Denn jedes Mal, wenn sich eine Kohlensäurenperle von der Wand des Glases löst und Richtung Oberfläche aufsteigt, beginnt das Bläschen zu schwingen – genauer gesagt klingen sie für den Computer wie Glocken, sagt Spratt. „Die Bläschen sind sehr resonant. Je nach Größe schwingen die Bläschen in einer bestimmten Frequenz. Je kleiner, desto höher.“

Messung mit Tücken

In den Gläsern der Forscher blubberten mit Cooks ein günstiger Schaumwein aus Kalifornien und mit Moet & Chandon Imperial die teurere französische Variante. Aufgenommen wurden die Bläschen mit einem kleinen Unterwassermikrofon. „Das klingt trivialer, als es ist. Denn die Bläschen haften nicht nur an der Glaswand, sondern auch am Mikrofon, wodurch die Messung beeinträchtigt werden kann. Wir mussten deshalb die kleinsten Mikros verwenden, die es gibt, damit sie nicht leicht anhaften.“

Tatsächlich stiegen dem Klang zufolge im Glas mit teurem Champagner mehrere kleine Bläschen auf. „Damit konnten wir grundsätzlich zeigen, dass es funktioniert“, so Spratt. Vorsicht aber: Wenn Sie Ihren Champagner zu Silvester im Styroporbecher oder Plastikglas trinken, verändert sich die Größe der Champagnerperlen und damit ihr Klang. Sie haften länger an dem Kunststoffmaterial und werden größer, bevor sie aufsteigen und schwingen.

Ob der Champagner aufgrund der unterschiedlichen Bläschengröße auch anders schmeckt, ist allerdings eine andere Frage. Über den Zusammenhang von Geschmack und Sprudel rätseln Forscher seit Langem. Dennoch könnte die Forschung der US-Akustiker künftig bei der Qualitätskontrolle von Champagner und Co. zum Einsatz kommen, hofft Spratt, der normalerweise den Klang von Bläschen im Meer untersucht.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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