Gewinner und Verlierer der Tierwelt

Neue Daten zum Schwund von Insekten haben Naturfreunde 2017 erschüttert. Der Mensch verursacht laut World Wide Fund for Nature (WWF) das größte Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier. Bei manchen dezimierten Arten geht es aber auch bergauf. Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer?

Insgesamt verbucht die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN mittlerweile rund 25.800 Tier- und Pflanzenarten als bedroht. Das sei ein neuer Negativrekord und betreffe fast 30 Prozent aller untersuchten Arten, betont der WWF. „Wilderei, Lebensraumverlust, Klimawandel und die dauerhafte Übernutzung natürlicher Ressourcen vernichten biologische Vielfalt“, erklärte Artenschutzexperte Georg Scattolin in einer Aussendung des WWF und sprach vom „größten Artensterben seit Ende der Dinosaurier“.

Geparden im Tierpark

APA/VIOLA JAGL

Geparden im Tierpark

Prekärer als bisher in der Roten Liste dargestellt steht es einem Forscherteam zufolge um Geparden im südlichen Afrika. Nur knapp ein Fünftel dieser Tiere lebe in anerkannten Schutzgebieten. Die Mehrheit komme Farmern in die Quere, die gegen die schnellen Raubkatzen vorgehen. Die Autoren, darunter Wissenschaftler vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), empfahlen kürzlich anhand ihrer Bestandserhebungen, den Status von „gefährdet“ auf „stark gefährdet“ hochzusetzen.

Auch Schuppentiere wie der Pangolin zählen zu den Verlierern: Bei uns kaum bekannt, gilt das Fleisch der Tiere in Asien als Delikatesse, die Schuppen werden gemahlen als Heilmittel genutzt. Laut WWF sind Schuppentiere die meistgeschmuggelten Säugetiere der Welt. Trotz eines Handelsverbots seit Januar 2017 würden Behörden in Afrika und Asien tonnenweise Schuppen und Hunderte ganzer Pangoline beschlagnahmen.

Verlierer auf dem Land und im Meer

Auch zu den als behäbig geltenden Koalas hat der WWF keine schönen Zahlen: Sage und schreibe 80 Prozent der Eukalyptusfresser seien in einigen Regionen Australiens seit den 1990er Jahren verschwunden - weil Straßen und Siedlungen gebaut sowie Wälder gerodet worden seien. Hinzu komme der Klimawandel.

Seepferdchen

APA/WWF/ZANKL / WILD WONDERS OF EUROPE

Das bedrohte Seepferdchen

Auch Seepferdchen landen laut WWF öfters dort, wo sie nicht hingehören: im Beifang. Zudem zerstörten zu große Düngermengen, der Klimawandel und Grundschleppnetze die Lebensräume. Die Bestände der beiden einzigen Seepferdchenarten Europas seien im Mittelmeer um bis zu 30 Prozent gesunken.

Insektenschwund

Um mehr als drei Viertel nahm die Gesamtmasse der fliegenden Insekten in den vergangenen 27 Jahren ab, wie Wissenschaftler aus Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden in diesem Herbst im Fachmagazin „PLOS One“ berichteten. Dafür hatten sie in 63 Gebieten Daten gesammelt. Was die Ursache für den schon länger vermuteten Schwund bei Insekten sein könnte, muss noch untersucht werden. Naturschützer machen die intensive Landwirtschaft verantwortlich, aber auch das Klima kann Experten zufolge eine Rolle spielen.

Afrikanische Elefanten

TORSTEN BLACKWOOD / AFP

Afrikanische Elefanten

Auch die Afrikanischen Elefanten stehen laut WWF unter Druck. Die Bestände schrumpften in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 100.000 Tiere. Als „dramatisch“ bewertet die Stiftung die Lage zentralafrikanischer Waldelefanten und beruft sich auf den 2017 vorgelegten Wildtierzensus. Im Untersuchungsgebiet gingen die Bestände zwischen 2008 und 2016 um 66 Prozent auf weniger als 10.000 Individuen zurück. Noch immer geht es Wilderern um das wertvolle Elfenbein.

Gute Nachrichten

Zu den Gewinnern zählen laut WWF Meeresschildkröten. Die Tiere mit Panzer und Paddeln werden in vielen Gebieten wieder zahlreicher. Sie seien allerdings nach wie vor gefährdet, als Beifang im Netz von Fischern zu landen.

Auch von den Mekong-Irawadi-Delfinen gibt es heuer gute Nachrichten: Nur noch 80 dieser Tiere leben isoliert im Mekong, sie sind vom Aussterben bedroht. Doch 2017 seien in Kambodscha neun Delfinkälber beobachtet worden, so der WWF. Die Sterberate sinke, der Bestand erhole sich langsam.

Auch der Seeadler hat sein Comeback fortgesetzt. Nach seiner Ausrottung aufgrund von Bejagung und Pestizideinsatz war er jahrzehntelang aus unseren Breiten verschwunden. Der mit 230 Zentimeter Flügelspannweite größte Adler Europas - Österreichs Wappenvogel - ist in vier Bundesländern mit mittlerweile 30 Paaren vertreten.

science.ORF.at/APA/dpa

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